Corona-Auszeit für arme Familien: Etwa 30.000 Urlaube gefördert
Die Bundesregierung förderte Erholungsaufenthalte für arme Familien mit 50 Millionen Euro. Die Linke fordert eine Neuauflage des Programms.
Die Maßnahme „Corona-Auszeit für Familien“ sollte Familien „mit kleineren Einkommen“ und Familien mit Angehörigen mit Behinderung einen günstigen Aufenthalt zur Erholung von Pandemiefolgen ermöglichen.
Für eine Woche Urlaub mussten die Familien dabei etwa zehn Prozent des eigentlichen Preises für Unterkunft und Verpflegung zahlen. 125 sogenannte „Familienerholungseinrichtungen“ nahmen an dem Programm teil. Dafür investierte die Bundesregierung 50 Millionen Euro. Bereits vor Maßnahmenbeginn konnte das Familienministerium nicht absehen, für wie viele Familien das Geld reicht.
Aus der schriftlichen Antwort der Bundesregierung geht nicht hervor, wie viele Familien „den vergünstigten Erholungsaufenthalt gegebenenfalls nicht in Anspruch nehmen konnten“. Doch Akbulut schätzt die Zahl von 30.000 als zu gering ein: „Das ist angesichts der steigenden Familienarmut eine skandalös geringe Zahl.
Kritik an der Bundesregierung
Dabei hatte die Bundesregierung auch noch groß angekündigt, dass durch das Programm arme Familien entlastet werden.“ Vor allem die Inflation treffe Alleinerziehende, Mehrkinderfamilien und Familien mit pflegebedürftigen Kindern besonders hart.
Die Linken-Abgeordnete fordert deshalb eine Neuauflage des Programms: „Familien mit geringem Einkommen muss dauerhaft vergünstigter Erholungsurlaub ermöglicht werden.“ Würde dies nicht geschehen, bliebe die Maßnahme „Corona-Auszeit für Familien“ ein Tropfen auf dem heißen Stein.
Laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung aus dem Januar sind etwa 2,88 Millionen Mädchen und Jungen von Armut bedroht, das ist mehr als jedes fünfte Kind unter 18 Jahren. Als armutsgefährdet galt laut der Studie, wer über weniger als 60 Prozent des mittleren Haushaltseinkommens verfügt. Besonders armutsgefährdet sind Familien von Alleinerziehenden.
Hinweis: In einer früheren Version schrieben wir von 300.000 Urlauben. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste