50 JAHRE NACH RÜCKNAHME VOM ARZNEIMITTELMARKT : Contergan-Opfer fordern Entschädigung
BERLIN Fünfzig Jahre nach der Rücknahme des Schlafmittels Contergan vom deutschen Markt haben Opfer des bislang größten Medikamentenskandals der Bundesrepublik am Donnerstag in Berlin eine Entschädigung nach zivilrechtlichen Grundsätzen für die ihnen zugefügten Leiden gefordert. Ein Großteil der Betroffenen, deren Mütter zwischen 1957 und 1961 während der Schwangerschaft das angeblich harmlose Schlafmittel genommen und deswegen körperlich schwerstbehinderte Kinder geboren hatten, sei heute ständig auf Sozialleistungen angewiesen und könne sich die Teilhabe nicht selbst finanzieren, sagte Gernot Stracke vom Hilfswerk für Contergangeschädigte. Die staatlichen Opferrenten, deren Höchstsatz bei 1.127 Euro monatlich liege, reichten nicht. Stracke bezifferte die Entschädigungsforderungen auf 1 Million Euro pro Conterganopfer. Weder der Staat noch die Pharmafirma Grünenthal hätten sich bis heute öffentlich bei den Opfern entschuldigt. Schätzungen zufolge wurden weltweit etwa 10.000 contergangeschädigte Kinder geboren, davon die Hälfte in Deutschland. (taz)