■ QUERBILD: Conair
Schon der Titelvorspann rast voran wie eine brennende Lunte: Ein hochdekorierter Soldat (Nicolas Cage) wird aus der Armee entlassen, trifft sich mit seiner schwangeren Frau, wird von drei Männern provoziert, tötet einen von ihnen, wandert für sieben Jahre ins Gefängnis, von wo aus er einen regen Briefwechsel mit seiner kleinen Tochter führt.
Dann ist es endlich soweit: Der Vorspann ist vorbei, der Tag der Entlassung ist gekommen. Der Sprengsatz kann zünden: Gemeinsam mit einigen der übelsten Verbrechern, die man sich vorstellen kann, wird der Soldat in ein Flugzeug verfrachtet, das ihn in die Freiheit, die übrigen Insassen in ein neues Hochsicherheitsgefängnis bringen soll. Einer der Superkriminellen (John Malkovich) hat jedoch einen raffinierten Plan entwickelt, um das Flugzeug zu entführen. Nun muß der Soldat zeigen, was er kann: Er muß eine Strategie entwickeln, Verbündete suchen, unvorhergesehene Situationen meistern und im entscheidenden Moment all seine Zerstörungskraft auf den Gegner konzentrieren.
Regisseur Simon West geht es nicht um eine differenzierte Darstellung der Persönlichkeiten von Soldaten und Kriminellen. Er braucht sie nur als Personifizierungen positiver und negativer Kräfte, die er miteinander zur Reaktion bringen kann. Und er unterstützt sie mit allen Mitteln, die das Kino bietet: Ständig hämmert der Soundtrack, rasante Schnitte drücken zusätzlich aufs Tempo, und auch der Pyrotechniker hatte gut zu tun.
Das Ergebnis ist pure kinomatographische Energie, die nach allen Regeln der Kunst langsam aufgeladen und zur Explosion gebracht wird – immer hart am Rande dessen, was gerade noch kontrollierbar ist. Große Klasse. Wer will, kann darin das Lebensgefühl des nuklearen Zeitalters erkennen. Natürlich kann man in Conair auch üble Machoprahlereien, die Glorifizierung des Militärs, die Instrumentalisierung billiger Klischees und den Appell an niedere Instinkte entdecken. Wer sich davon den Spaß verderben läßt, ist selber schuld.
Hans-Arthur Marsiske Aladin, Autokino, Cinemaxx, City, Gloria, Grindel, Hansa, Palette, Savoy, Ufa
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