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Computerzeitschrift macht WahlkampfKampagne gegen "Spielekiller"

Im bayerischen Landtagswahlkampf macht die Spielezeitschrift PC-Games Druck gegen CSU-Politiker, die so genannte Killerspiele verbieten wollen.

Wer hat Angst vor Counter Strike? Verbotsaktionismus bringt nichts, meint selbst der Kulturrat. Bild: dpa

Das Spielemagazin "PC-Games" will mit einer Internet-Aktion Gamefans dazu motivieren, in den bayerischen Landtagswahlkampf einzugreifen. Die Kampagne mit dem Titel "Ich wähle keine Spielekiller" wendet sich gegen CSU-Politiker, die sich jüngst neuerlich für ein Verbot so genannter Killerspiele eingesetzt hatten. "Es reicht. Endgültig. Wir haben es satt", heißt es im dazugehörigen Aufruf. Das Anfang September vom bayerischen Innenminister Joachim Hermann erneut geforderte Herstellungsverbot für gewalthaltige Spiele, bei dessen Zuwiderhandlung ein empfindliches Bußgeld oder gar eine Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr drohen soll, geht dem Magazin entschieden zu weit. Sie seien unsäglich und zeugten von "fehlender Sachkompetenz und der mangelnden Bereitschaft, sich mit einem neuen Medium auseinanderzusetzen", das in der Mitte der Gesellschaft angekommen sei. "Killerspiele" sei ein irreführender und diskriminierender Begriff, der inzwischen 28 Prozent der Bevölkerung treffe, die heutzutage spiele. "Wir fordern alle volljährigen, Wahlberechtigten Spielefans in Bayern auf, diesen Brief auszudrucken, auszufüllen und zu unterschreiben."

Mit seiner Aktion gegen "Spielekiller" steht das Fachblatt nicht alleine da. In ungewöhnlich scharfen Worten hatte sich in der vergangenen Woche auch der Deutsche Kulturrat, dem seit kurzem der deutsche Spielebranchenverband G.A.M.E. angehört, gegen die CSU-Forderungen gewandt. Eigentlich sei die Debatte um das Verbot von gewalthaltigen Computerspielen doch längst beendet gewesen, meinte Kulturrat-Geschäftsführer Olaf Zimmermann. "Sowohl in der Politik als auch in den Verbänden bestand Einvernehmen, dass die Kraft besser in die Ausbildung von Medienkompetenz bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen sowie in die Auszeichnung guter Computerspiele gesteckt werden sollte." In einen Verbotsaktionismus zu verfallen sei deshalb der falsche Weg. Dieser sei "in Zeiten des Internets ohnehin schwer durchsetzbar".

Zimmermann verwies auf das Engagement um den geplanten, hochdotierten Computerspielpreis der Bundesregierung, mit dem "gewaltfreie und anspruchsvolle Computerspiele" stärker bekannt gemacht werden sollten. Dem Vernehmen nach bemühe sich gerade die Bayerische Staatsregierung besonders darum, dass der Preis in München verliehen werde. "Vor diesem Hintergrund ist die Forderung nach dem Verbot von Computerspielen ein schlechter bayerischer Running Gag in Wahlkampfzeiten", so der Kulturrats-Geschäftsführer süffisant.

Neben moralischen Fragen geht es in der Diskussion auch um das liebe Geld. Der deutsche Spielemarkt wächst und wächst: Im ersten Halbjahr 2008 allein um 20 Prozent, wie es in einer Statistik des IT-Branchenverbandes Bitkom heißt. Von Januar bis Juni diesen Jahres wurden demnach mit Spielen und Konsolen über eine Milliarde Euro umgesetzt, im Gesamtjahr werden 2,6 Milliarden erwartet. Dabei hatte es 2008 nicht wie in den Jahren zuvor große Einführungen neuer Geräte gegeben. Laut Bitkom ist der Games-Markt in Deutschland inzwischen mindestens so bedeutsam wie andere Bereiche der Unterhaltungsindustrie, also etwa Musik und Film. "Mit einem Unterschied: Der Games-Markt wächst rasant", so Microsoft-Deutschland-Chef Achim Berg, der als Vizepräsident im Vorstand des Bitkom sitzt.

Die Debatte um das Verbot so genannter Killerspiele ist da natürlich störend - besonders, weil das deutsche Jugendschutzrecht der Branche schon jetzt als eines der strengsten Europas gilt. So erscheinen viele Top-Titel aus Genres, die sich an Erwachsene richten, in Deutschland erst gar nicht, weil sie keine Freigabe erhalten würden und damit nur unbeworben unter dem Ladentisch verkauft werden dürften, was sich finanziell nicht lohnt. Selbst Werke "ab 18" werden umgeschnitten, um aus Menschen beispielsweise Aliens oder aus Blut grünen Schleim zu machen. Erstaunlicherweise macht man sich in eigentlich als eher konservativ geltenden Nachbarländern wie Österreich und Polen diese Mühe nicht, weswegen Spielefreaks gerne einen Trip über die Grenze wagen. Dort finden sie auch Games, die in Deutschland gar nicht mehr regulär auf den Markt kommen.

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