■ Vorlauf: Clever & smart
„Sinan Toprak ist der Unbestechliche“, 20.15 Uhr, RTL
Die Sache ist kompliziert und nicht alles so, wie es scheint. Und Sinan Toprak ist Türke.
Beziehungsweise Hauptkommissar. Beziehungsweise der Schauspieler und Ex-Armani-Dressman Erol „Ich bin nicht politisch“ Sander. Beziehungsweise „ein korrekter Beamter türkischer Abstammung, der sich durch typisch deutsche Tugen-den auszeichnet“. Beziehungsweise, so der RTL-Pressetext weiter, „eine bestechende Idee. Denn Türken sind „in“ im deutschen Film. Meist allerdings sollen sie nur die tumbe radebrechende Rolle des „Alis vom Dienst“ geben. Nicht bei RTL. „Wir diskriminieren nicht, wir integrieren“ usw. usf.
Doch dann beginnt der Pilotfilm. Beginnt wie früher die „Pink Panther“-Filme mit einem Cartoonvorspann: schwarz, weiß, rot, originell.
Und der Mann sieht gut aus. Markant. Sympathisch. Wie ein Top-Agent. Trägt auch immer schicke, schwarze Anzüge. Sogar beim Angeln. Und wenn Tochter Ilke ihm die Schuhe versteckt, sogar zu gelben Gummistiefeln. Jedenfalls so lange, bis Toprak sagt: „Ich kann in diesen Schuhen nicht ermitteln!“ Und sich für 468 Mark ein Paar neue kauft. Nur in der allerletzten Szene sitzt er im Garten. Mit seiner hübschen Frau, die ihn mal „Kanake“, mal „Korintenkacker“ nennt, und seinen neuen Kollegen, die ihn auch „Korintenkakker“ nennen, trinkt Rotwein – und sieht im pinkfarbenen Hemd immer noch gut aus.
Als allererstes jedoch befreit er seine Bürowände von Kruzifix und Stoiber-Portrait, dann löst er einen Mord. Beziehungsweise eine Erpressung. Beziehungsweise doch einen Mord. Und obwohl der Türke in einem alten silberfarbenen Benz durch München kurvt, wirkt diese clevere Krimiproduktion dabei fast wie eine Audi-Werbung, weil alles so kühl und „retro“ und vergleichsweise einfallsreich und verspielt gefilmt und mit „Mission Impossible“-Musik unterlegt wurde.
Die Quote entscheidet, ob „Sinan Toprak“ in Serie geht. Bu iyi bir fikire benzerdi.
Christoph Schultheis
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