Christoph Spehr empfiehlt: : Bohren & der Club Of Gore
Mehr braucht man nicht. Mit „Sunset Mission“ von „Bohren & der Club of Gore“ bin ich seinerzeit monatelang ausgekommen. Man tritt ein und ist auf seltsame Art zu Hause. „Bohren“, das ist film noir ohne Film. Es gibt in solchen Filmen diese Musik, die um nächtliche Häuserwände weht, durch verlassene Gassen hallt, die von Neonlicht mehr verdunkelt als erleuchtet sind, im Wechsel mit Schritten – und dann und wann ein Saxophon. Oft beschafft man sich die Stücke, die im Abspann genannt sind, und ist enttäuscht, weil sie gar nicht so klingen wie der Film. Aber „Bohren“ spielen diese Musik. Es kann draußen 30 Grad haben, knatschhell sein, in einem Kuhkaff voller Touristen: Wenn man „Bohren“ auflegt, ist es kühl, Nacht, immer verregnet, in der Stadt. Horror-Jazz wurde diese Musik genannt, und „Bohren & der Club of Gore“ spielen denn auch im Kontext des Horror-Kongresses „On Rules and Monsters“ in Bremen auf. Aber der Club wandert durch das, was hinter der Angst liegt. Musik für Vampire in der Lebenskrise, für philosophische Serienkiller. Musik aus dem nächtlichen Paris der 50er Jahre, aus dem Los Angeles der Zukunft in „Blade Runner“, aus der vorzeitlichen, unterirdischen Pyramide in „Alien vs. Predator“. Und wenn Aaliyah als Obervampirin Akasha in „Queen of the Damned“ sagt: „We go where we like. We live everywhere“, dann fragen Bohren & der Club of Gore: Und was hat es uns gebracht?
Donnerstag, 22 Uhr, SchauburgFotohinweis: CHRISTOPH SPEHR organisiert den Horror-Kongress „On Rules and Monsters“