: Christlich-liberale Offensive
Abitur nach zwölf Jahren, Studiengebühren, Kopfnoten: CDU hält bildungspolitische Versprechen ■ Von Sandra Wilsdorf
Zuerst die gute Nachricht: Der christdemokratische, rechtsstaatliche und ein bisschen liberale Goldesel erfreut sich offenbar bester Verdauung, und so haben die künftigen Regenten Schill, Lange und von Beust am Ende ihres ersten Koalitionsverhandlungstages – den sie dem Thema Bildung widmeten – Folgendes versprochen: Sofortige Einstellung von 100 neuen LehrerInnen und ein Ende des Sparens an Hamburger Hochschulen. Beide Maßnahmen „sind ohne Finanzierungsvorbehalt“, verspricht der zukünftige Bürgermeister Ole von Beust (CDU). Zwar hatte die FDP 750 und die CDU 450 Lehrerstellen versprochen, „aber die 100 sind nur ein Sockel, um sofort die schlimmsten Mängel abzustellen, für die kommenden Jahre halten wir grundsätzlich an den 750 fest“, sagt Rudolf Lange (FDP), der Bildungssenator werden möchte. Weitere schulpolitische Schwerpunkte: Künftig soll es jedes Jahr drei neue Ganztagsschulen geben, in sozial benachteiligten Stadtteilen die Klassen kleiner werden, und gut ein Jahr vor der geplanten Einschulung müssen Kinder nicht deutscher Herkunft einen Deutschtest ablegen. Bei Defiziten gibt es ein Jahr lang verbindliche Sprachfördermaßnahmen. Und was unsere Großeltern schon hatten, sollen unsere Kinder zurückbekommen: Kopfnoten für Arbeits- und Sozialverhalten.
Das Abitur soll es demnächst an Hamburger Schulen schon nach zwölf Jahren geben, und die Aufgaben dafür muss sich nicht mehr der eigene Lehrer, sondern zentral für alle Hamburger Schulen ein Mitarbeiter der Behörde ausdenken. Das gilt übrigens auch für die anderen Schulformen.
Doch nun die schlechte Nachricht: Weil der Esel auf Dauer doch weniger Taler verdaut als CDU, Schill Partei und FDP ausgeben wollen, müssen alle mithelfen: Die StudentInnen beispielsweise durch Studiengebühren. Etwa 100 Mark pro Semester soll jeder zahlen, der vier Semester länger als die Regelstudienzeit studiert. Allerdings: „Zur Durchführung dieser Maßnahme werden Voraussetzungen in den Hochschulen geschaffen, damit ein Abschluss in der Regelstudienzeit auch möglich ist“, heißt es in der gemeinsamen Erklärung.
Und auch die Gesamtschulen müssen sparen: „Die werden sich in ihrer finanziellen Ausstattung den Haupt- und Realschulen anpassen“, kündigt Ole von Beust an. Bisher bekommen sie aufgrund ihrer integrativen Aufgaben mehr Geld.
Die Hochschulen müssen selbständiger werden, ihre eigenen Bauherren sein und Personalhoheit erhalten. Außerdem wird geprüft, inwieweit sie in Stiftungen oder in private Trägerschaft überführt werden können.
Heute verhandeln die Koalitionäre über Verkehr und Gesund-heitspolitik weiter.
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