Christian Dienst, Kapitän zur See : Der Retter der „Pallas-Leute“
Das Pallas-Unglück hat der damalige Pilot des Rettungshubschraubers noch klar vor Augen. „Es ist, als ob es gestern war. Die erste Alarmierung kam gegen Mitternacht“, sagt Kapitän zur See Christian Dienst. Mit seinem „Sea King“-Hubschrauber war der Kommandeur der SAR-Kräfte auf Helgoland, als bei tosendem Orkan der Notruf kam. Schon von weitem habe er das Schiff brennen sehen: „Es war das Gespenstischste, was ich je gesehen habe.“
Fast genau zehn Jahre ist das jetzt her. In der Nacht zum 29. Oktober 1998 lief der brennende Frachter Pallas vor der Nordsee-Insel Amrum auf Grund. 100 Tonnen Schweröl liefen aus, 16.000 Seevögel verendeten. Unglücksursache: schlechtes Krisenmanagment.
Schnell war klar, dass die Bergung der 24 Besatzungsmitglieder direkt vom Frachter unmöglich war. „Wir konnten nicht über dem Schiff schweben. Die Hitze hätte die Rotorblätter zerstören können“, sagt Dienst. Die Crew verließ die Pallas mit dem Rettungsboot – alle bis auf einen Mann. Panik kam auf, als eine Leine riss und 23 Seeleute ins Wasser fielen, einer davon bereits tot. „Sie trieben zwischen dem Schiff und lodernden Holzstapeln“, erinnert sich Dienst. Mit Hilfe eines dänischen Hubschraubers wurden die 23 doch noch geborgen. Das Glück der Überlebenden war, dass sie warme und gut sichtbare Rettungskleidung trugen.
Die Hubschrauber brachten die Geretteten ins dänische Esbjerg. Der deutsche Pilot flog mit seinem SAR-Hubschrauber noch einmal in das Krisengebiet, um den auf der Pallas verbliebenen Mann zu bergen. „Wir haben mit Handzeichen versucht, ihm klarzumachen, dass er ins Wasser muss. Erst als er merkte, dass wir wegfliegen, ist er gesprungen. Dann haben wir ihn rausgefischt.“
„Ich bin dankbar, dort heil herausgekommen zu sein“, sagt der vierfache Familienvater. Der Einsatz veränderte seine Karriere in der Bundeswehr. Heute ist der 49-Jährige Vize-Sprecher des Bundesverteidigungsministers und Leiter des Pressereferats. „Ich habe damals viele Interviews gegeben“, sagt Dienst, „und gemerkt, dass es ein interessanter Bereich ist“. DPA
Fotohinweis:CHRISTIAN DIENST, 49, Rettungsflieger, Kapitän und Pressesprecher des Verteidigungsministeriums Foto: Bundeswehr