■ Soundcheck: Chris & Carla
Gehört: Chris & Carla. Wenn sich Künstler nicht gerade rar machen und doch keinen Überdruß provozieren, müssen sie irgendwas richtig machen. Carla Torgerson und Chris Eckman gastieren hier seit Jahren häufig; erst letzten Sommer beehrten sie uns mit den Walkabouts samt Streichern. Doch so vertraut das Repertoire inzwischen sein mag, das Paar weiß immer wieder verblüffende Akzente zu setzen. Und das erschöpft sich nicht im Seitentür-Entrée ins proppevolle Knust.
Mühelos changieren sie zwischen Folk-Duo und experimentierfreudigem Zwei-Mann/Frau-Orchester. Die zugespielten Elektronik-Beats des aktuellen Swinger 500-Materials wirkten nicht wie modische Zugeständnisse; nur einmal drohte die „Schöner Wohnen“-Klangtapete. Und zwischendurch kredenzte ein redseliger Eckman Döntjes aus dem Tour-Tagebuch: von durchgeknallten Norwegern, Hasch-Prinzen in Marrakesch – und von Ex-Knust-Booker Dirk Matzke, den Townes Van Zandt einmal ganz blaß um die Nase werden ließ. Letzterem huldigten sie mit einem ekstatischen „Snake Mountain Blues“ebenso souverän wie Morrissey und Jimmy Webb. Und sangen am Schluß trotzdem: „Don't give a fuck for what's already done.“Mit dieser Maxime könnten Chris & Carla als das musikalische Paar der Neunziger in die Annalen eingehen. Auch ohne sich rar zu machen.
Jörg Feyer
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