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China und UdSSR wollen Truppen reduzieren

■ Moskau und Peking über „vertrauensbildende Maßnahmen“ zufrieden / Provinzminister von Xinjiang weilt mit Li Peng in Moskau

Moskau (wps/taz) - Auf eine Truppenreduzierung entlang der sowjetisch-chinesischen Grenze haben sich nach unbestätigten Berichten der chinesische Ministerpräsident Li Peng und der sowjetische Präsident Gorbatschow geeinigt. Laut 'Prawda‘ hätten die Staatschef ihre „Zufriedenheit darüber geäußert, wie sich die bilateralen Gespräche über eine Truppenreduzierung und vertrauensbildende Maßnahmen entlang der gemeinsamen Grenze, die letzes Jahr begonnen haben, entwickelten“. Nicht mehr der Truppenabzug der Vietnamesen aus Kambodscha, nicht mehr die Lösung des Afghanistankonflikts steht einer Annäherung der beiden Imperien im Wege - nicht etwa, weil sich diese Topoi erledigt hätten, sondern weil entlang der zentralasiatischen Grenze ein neuer Konfliktherd zu entfachen droht. Im Troß des Premierministers reist auch der Gouverneur der nordöstlichen Grenzprovinz Xinjiang, Tomur Dawamat.

Mit der Entsendung von Truppen der Volksarmee reagierte Peking unlängst auf ethnische und religiös gefärbte Unruhen des 5. und 6. April in der abgelegenen Provinz Xinjiang. Wie das Fernsehen der Region am Wochenende erstmals berichtete, sollen 22 Personen bei dem „konterrevolutionären Aufstand“ südlich von Kashgar, der nur 50 Kilometer von der sowjetischen Grenze gelegenen Oasenstadt, ums Leben gekommen sein. Reisende sprachen von bis zu 60 Toten. Wie im benachbarten Teil der Sowjetunion leben in Xinjiang überwiegend moslemische Turkvölker wie Kirgisen und Kasachen. In einer späteren Rundfunksendung der BBC, schien die Provinzregierung denn auch von der offiziösen Sprachreglung abzuweichen, und wies auf religiöse Aspekte des Aufstands hin, beschrieb die Anführer der Revolte als Fundamentalisten, die „nach einem heiligen Krieg riefen“. Das Fernsehen hatte die Organisatoren zuvor als „Gewohnheitsverbrecher“ tituliert. Am Sonntag abend hieß es dann, die Rebellen wollten eine Republik von Ost-Turkestan ausrufen. Tatsächlich sind aufgrund kultureller und religiöser Bande (bis vor kurzem wurde das Neu-Uigurische mit arabischen Buchstaben geschrieben) viele in der Region eher geneigt, sich mit der Türkei als mit den Machthabern in Peking zu identifizieren.

Erst vor kurzem stellte der Gouverneur der Provinz die Behauptung auf, daß die Unruhen von der Türkei aus agierenden Pantürkischen Nationalisten lanciert worden seien. Schon zweimal in diesem Jahrhundert, 1933 und 1944, haben moslemische Nationalisten einen unabhängigen türkischen Staat in Xinjiang proklamiert.

Allerdings sollen die Behörden inzwischen dazu tendieren, den Fanatismus der Rebellen in den Vordergrund zu stellen, um sie zu diskreditieren. Religiosität mag zwar ein Beweggrund für den Protest gewesen sein, aber die tagtäglich erlebte Repression durch die Han-Chinesen, die größte Ethnie in China, war bislang nach Einschätzung eines westlichen Diplomaten die eigentliche Quelle der Unzufriedenheit in der Region. Neuerliche Restriktionen, wie die Begrenzung der Zahl der Moscheen und Koranschulen, mögen ausschlaggebend gewesen sein.

sl

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