China gibt sich empört: Obama empfängt Dalai Lama
Trotz großen Protests der Chinesen will US-Präsident Barack Obama den Dalai Lama in Washington empfangen. Als Zugeständnis an Peking soll es aber keinen Fototermin geben.
PEKING/WASHINGTON dpa/taz | In Washington empfängt US-Präsident Barack Obama am heutigen Donnerstag im Weißen Haus den Dalai Lama, das geistige Oberhaupt der Tibeter. Das Treffen am Donnerstag wollte Obama demonstrativ im offiziellen West Wing des Weißen Hauses und nicht im privaten Teil abhalten. Er werde den Dalai Lama allerdings nicht wie einen Regierungschef im Oval Office empfangen, hieß es. Auch wird Obama als Zugeständnis an China offenbar keinen Fototermin mit dem Dalai Lama machen.
Der Dalai Lama äußerte sich erleichtert darüber, dass Obama das im vergangenen November abgesagte Treffen nun nachholen werde. Obama hatte den Dalai Lama während dessen USA-Aufenthalts im vorigen November nicht empfangen, um die Stimmung vor seiner Asienreise nicht zu trüben.
Peking wirft dem religiösen Oberhaupt der Tibeter Separatismus vor und hat gedroht, wegen des Besuchs Sanktionen gegen US-Firmen zu verhängen. Obama hatte hingegen erklärt, er freue sich auf einen konstruktiven Dialog mit dem Verfechter der Menschenrechte des tibetanische Volkes.
Das Verhältnis zwischen den USA und China hat sich in jüngster Zeit erheblich abgekühlt. Grund ist unter anderem eine umfangreiche US-Waffenlieferung an Taiwan, die Peking scharf kritisiert. Aber auch auf Seiten der USA gibt es Enttäuschungen – vor allem in Fragen der Internet-Freiheit, des Handels und wegen des anhaltenden Streits um die Bewertung der chinesischen Währung. China hält, um seine Exportwirtschaft zu schützen, seit vielen Jahren den Wechselkurs seiner Währung künstlich niedrig.
Offenbar aus Protest gegen das bevorstehenden Treffen ist dem US-Flugzeugträger "USS Nimitz" und rund 5000 US-Matrosen in Hong Kong die kalte Schulter gezeigt worden. Entgegen den Gepflogenheiten wollten chinesische Militärs dem Träger keinen Besuch abstatten, berichtete die South China Morning Post am Donnerstag. Der Flugzeugträger und vier Begleitschiffe waren kurz zuvor zu einem viertägigen Besuch in der früheren britischen Kronkolonie eingetroffen.
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