: China dämmt Importe ein
■ Totaler Importstopp für Elektronik-Geräte und Computer / Einfuhr von Fließbandanlagen soll verringert werden / Am „Tag der Volksbefreiungsarmee“ Rummel um Deng
Peking (dpa) - Die chinesische Regierung hat den Import hochwertiger elektronischer Geräte und Maschinen untersagt. Damit sollen Produktion und Absatz der heimischen Industrie gefördert werden, hieß es in der englischsprachigen Zeitung 'China Daily‘ am Dienstag. Zu den betroffenen Gütern gehören Computer, Fernsehgeräte, Hifi-Geräte und Videorecorder. Außerdem soll die Einfuhr von Fließbandanlagen drastisch verringert werden.
Der überraschend veranlaßte Importstopp steht im Widerspruch zu Äußerungen eines Sprechers des Außenhandelsministeriums, Liu Xiangdong, der erst vor wenigen Tagen betont hatte, China werde zum Ausgleich des unausgewogenen Import-Export-Verhältnisses die „Exportwirtschaft ankurbeln, statt passiv Importe zu verringern“.
Westliche Beobachter sehen in dem vom Ministerium für Maschinen und elektronische Industrie angeordneten Importstopp ein Anzeichen für eine weitaus ernsthaftere Wirtschaftskrise als bisher offiziell zugegeben. Auch der Importstopp für westliche Autos und die in allen Betrieben angeordneten strikten Sparmaßnahmen, vor allem bei Einkäufen mit Devisen, bestätigten diese Thesen.
Der am Dienstag in China begangene „Tag der Volksbefreiungsarmee“ ist von der politischen Führung des Landes erwartungsgemäß zu einer massiven Propagandakampagne genutzt worden. Die Presse fand lobende Worte für die Soldaten und Offiziere der Streitkräfte, die bei der Unterdrückung der „konterrevolutionären Rebellion“ Anfang Juni ihr Leben ließen, um „Partei und Volk zu retten“. Das einzige offizielle Ereignis der Feierlichkeiten, ein Empfang des Verteidigungsministeriums am Montag abend, ist nach Angaben aus Diplomatenkreisen von den westlichen, aber auch einigen osteuropäischen Militärattaches boykottiert worden.
Auffallend ist der Rummel um Chinas starken Mann und Oberbefehlshabers der Streitkräfte, Deng Xiaoping, dessen Fotos in letzter Zeit immer häufiger zu sehen sind. Zwölf Kinos der Hauptstadt zeigen den in den Zeitungen ausführlich besprochenen und zur Ansicht empfohlenen Spielfilm Der Aufstand von Baise über seine Heldentaten in den 20er Jahren. Ein Schanghaier Verlag wird demnächst ein Buch mit dem Titel Während der 28 Jahre herausbringen, in dem Dengs Aktivitäten in der Zeit von 1939 bis 1965 nachgezeichnet werden. Angekündigt ist ferner eine Sammlung seiner Reden aus dem Jahre 1979, als sich der chinesische Spitzenpolitiker als Reformer profilierte.
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