: Chicago in der Heide
Celle – die neue Hauptstadt des Verbrechens
Seit Jahren hat die Wahrheit ein inniges, fast schon intimes Verhältnis mit der niedersächsischen Kleinmetropole Celle. Eine Verbindung, die weniger von gegenseitigem Respekt als von einseitigem Spott und abwehrender Beschwerde geprägt ist. Immer wieder hatte die Wahrheit Celle den „ödesten aller öden Orte“ genannt und mit dem langjährigen Oberbürgermeister Dirk-Ulrich Mende eine intensive Brieffreundschaft gepflegt, die ihren Höhepunkt erlebte, als der große alte Mann Celles im Jahr 2017 abtrat und wir aus diesem Anlass seinem beschaulichen Lebensort einen Ehrentitel verliehen: „Hölle, dein Name ist Celle.“ Doch was ist bloß los mit Celle? Diesem hinterm Wald gelegenen niedersächsischen Juwel der provinziellen Verschlafenheit. Mord und Totschlag stehen neuerdings auf der Tagesordnung in dem windstillen Seelennest. Die Nachrichten sind voll von tieffliegenden Kugeln zwischen Fachwerkhäusern. Erst werden Juwelenräuber über den Haufen geballert, und dann kommt es gestern zu gleich „zwei blutigen Gewalttaten“, wie die Schreckensagentur dpa berichtete. So hatten wir das nicht geplant. Die Perle der Heide als neue Hauptstadt des Verbrechens. Unser sanfter Spott sollte das Kleinod keinesfalls kriminalisieren. Celle, dein neuer Name ist Chicago.
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