: Chauvinistischer Käse
betr.: „Mit Himbeersaft kann man nicht feiern“, Interview mit Robert Pfaller, taz.mag vom 20. 12. 08
wann immer ich in letzter zeit eine taz zur hand nahm, so kam es mir vor, hat sich einer ihrer redakteure mit seltsam negativen gleichnissen über das rauchverbot ausgelassen oder andere dementsprechend zu wort kommen lassen. ein neuerlicher höhepunkt dessen war die letzte samstagsausgabe, in der das rauchverbot nicht mal indirekt mit der verwirklichung einer „schönen neuen welt“ und „1984“ verglichen wurde. in meinen augen und meinem herzen ist das chauvinistischer käse, liebe redaktion, und ich erlaube mir hier mal eine feministische umdeutung.
ich habe das jahr 2007 damit verbracht, schwanger zu sein, und habe im september eine bezaubernde kleine tochter zur welt gebracht. meine schwangerschaft war fantastisch. ich habe mich in cafés, kneipen, pubs und restaurants rumgetrieben, soviel ich wollte, und musste nicht damit rechnen, dass der enorme passivrauchkonsum mir oder meinem baby schaden zufügt. meine freundin, die das pech hatte, vor sechs jahren schwanger zu sein, musste während dieser zeit auf soziale kontakte verzichten und hat sich sogar auf der arbeit während der pausen alleine in ihrer garderobe rumgedrückt, während ihre kollegen die kantine zuqualmten. seit meine tochter auf der welt ist, gebe ich weiterhin konzerte, ich gehe abends aus und treffe mich, wann immer ich will, mit freunden – mein kind natürlich dabei. wir sind beide zwei sehr ausgeglichene, glückliche mädchen und wir lieben den rock ’n’ roll und ich liebe das rauchverbot. ihre komischen philosophen scheinen ihre deutungen noch aus einer zeit mit sich rumzutragen, in denen schwangere und kinder nach hause gehörten und sonst auf gar keinen fall irgendwohin, ich aber mag, dass ich ein leben habe und mir nicht die decke auf den kopf fällt, und meine kleine mag das auch. dass wir dabei nicht zugeraucht werden und ich mich nicht als rabenmutter fühle – wunderschön! die vorstellung, dass wir nichtraucher mit dem rauchverbot immer irgendwas bei den noch-rauchenden bewirken wollen, halte ich für maßlos egozentrisch, in erster linie wollen wir doch einfach nur nicht mitrauchen. MAIKE VOGEL, Berlin