■ Sweet Home: Charlotte betreut Pilot von Arnie
Charlotte Baumgartner ist eine von den rund 80.000 freiwilligen Hilfskräften, die das Organisationskomitee angeworben hat, um die Spiele am Laufen zu halten. In ihrem Freundeskreis hat die Münchnerin, die kurz nach dem Krieg einen Atlanter heiratete und hierherzog, für diese merkwürdige Eskapade wenig Verständnis gefunden, vor allem bei den deutschen Bekannten. „Bist du wahnsinnig“, sei die einhellige Reaktion gewesen, „umsonst zu arbeiten!?“
Nach einigem Überlegen hat sie sich vor einem Jahr doch angemeldet, mußte zu einem einstündigen Vorstellungsgespräch, wurde sicherheitsüberprüft, dann akzeptiert und hatte schließlich Glück, daß sie nicht in der Hitze an einer Bushaltestelle schlechtgelaunte Leute einweisen muß, sondern im wohlklimatisierten Kongreßzentrum eingeteilt wurde, wo Ringen, Fechten, Handball, Tischtennis, Gewichtheben und Judo stattfinden.
Dort schmettert sie überraschten deutschen Sportlern ein herzliches „Grüß Gott“ entgegen und verwickelt sie unausweichlich in ein Gespräch. Hin und wieder schafft sie es auch, bei einem Wettkampf vorbeizusehen. Der chinesische Gewichtheber Ning-Sheng Tang hat ihr sogar ein Autogramm gegeben und sie seine Goldmedaille inspizieren lassen.
„Viel besser als Fernsehen“, findet Charlotte Baumgartner die Tätigkeit als Volunteer, so langsam würden sogar all jene neidisch, die sie vor einem Jahr noch verspottet hätten, zumal sie umsonst zur Eröffnungsfeier durfte, wenn auch nur zur Generalprobe. „Aber die war genauso, bloß ohne Ali“, schwärmt die kommunikationsfreudige Mittsechzigerin, die sich zu allem Überfluß noch einen weiteren Job eingehandelt hat. Sie betreut das Haus eines Nachbarn, in dem sich der Pilot von Arnold Schwarzenegger samt Crew für die Dauer des Atlanta- Aufenthalts seines Chefs eingemietet hat. Matti
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