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■ Jetzt muß nur noch die Queen sterbenCharles kann König werden!

London (AP/AFP/epd) – Die amtliche Mitteilung über die bevorstehende Scheidung des britischen Thronfolgers wirft einige ohrenschlackernde Fragen auf: Will Charles seine bereits geschiedene Freundin Camilla Parker Bowles, mit der er in der Öffentlichkeit auftritt, auch heiraten? Kann Camilla Königin sein? Wann macht die Queen den Weg frei? Wird Charles jemals König und damit Oberhaupt der Kirche von England?

Das Volk scheint momentan nur noch wenig von einem King Charles zu halten, doch das könnte sich nach einer Scheidung auch wieder ändern. Im April ergab eine Meinungsumfrage, daß nur 47 Prozent der Befragten der Ansicht waren, Charles würde einen guten König abgeben. 1991 hatte der Anteil der Zustimmung noch bei 82 Prozent gelegen.

Verfassungsexperten erklären, Charles könne auch mit einer geschiedenen Frau an seiner Seite König werden. Doch zugleich weisen sie darauf hin, daß die Monarchie nur überleben kann, wenn eine deutliche Mehrheit in der Bevölkerung dies will. Nach dem Royal Marriages Act aus dem Jahre 1772 benötigt Charles für eine Heirat die Einwilligung des regierenden Monarchen. Die wird aber nur „auf den Rat“ der Minister hin erteilt: Es handelt sich um eine vornehme Umschreibung der Vorschrift, daß die Regierung einverstanden sein muß.

Charles wäre nicht der erste geschiedene Mann auf dem britischen Thron. Vorgänger wären Heinrich VIII. und George I. Als Monarch wäre Charles automatisch auch Oberhaupt der Kirche von England. Und niemand könnte ihm dieses Recht aus formalen Gründen streitig machen, wie Fachleute versichern. Allerdings würde mit Unmut unter den kirchlichen Würdenträgern gerechnet. Diese stehen unter Druck, weil ihnen die Schäfchen weglaufen („Unsere Kirche ist nur eine Generation vom Auslöschen entfernt“). Schon müssen leerstehende Kirchen an andere Religionsgemeinschaften vermietet werden.

Eigentlich erlaubt die Kirche von England zwar nicht die erneute kirchliche Heirat von Geschiedenen, doch Charles könnte sich mit einer standesamtlichen Trauung zufriedengeben. Der Erzbischof von Canterbury hat im vergangenen Jahr wissen lassen, er würde einer solchen Verbindung den Segen erteilen.

Und falls Charles noch einmal Kinder hätte? Verfassungsexperten sehen in diesem Fall keinerlei Probleme. Alle weiteren Kinder würden in der Thronfolge hinter den beiden Kindern aus der Ehe mit Diana stehen, dem jetzt 14 Jahre alten Prinzen William und dem 11jährigen Prinzen Harry.

Und Diana? Aus der „Königlichen Hoheit“ wird eine einfache „Prinzessin von Wales“. Diese kann mit einer Abfindungssumme von 35 Millionen Mark rechnen. Dazu bekommt sie jährlich etwa 950.000 Mark für ihr Sekretariat und darf ihren Schmuck und ihre Wohnung im Kensington-Palast behalten. Doch damit nicht genug der Demütigung: Di kann nicht mehr auf die Ehrerbietung ihrer Untergebenen rechnen. Ein Sprecher des Palastes wies darauf hin, daß es in Zukunft jedem selbst überlassen bleibe, ob er sich vor der Prinzessin verbeugt. Dies gelte selbst für die Diener. Für diese ist Diana jetzt nur noch „Madam“.

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