Kommentar: Chaotische Polizei
■ Hysterie im Anmarsch?
Vor allem zwei Linien fahren Polizei und Innenbehörde bislang zum Thema Chaostage. Erstens: Man habe noch keine ausreichenden Erkenntnisse. Und zweitens: Es bestehe beileibe (noch) kein Anlaß zur Hysterie – seitens der Medien, wohlgemerkt.
Worauf diese mehr als vagen Aussagen beruhen, bleibt vorerst oberstes Polizeigeheimnis. Tagelang vorbereitete und stundenlang abgehaltene Konferenzen haben da auch gestern, keine Woche vor dem angekündigten Chaos-Ereignis, keine Abhilfe gebracht. Stattdessen mehren sich die Anzeichen für Hysterie – auf seiten der Grün-Uniformierten.
Einen anderen Schluß läßt der gestrige Vorfall kaum zu. Da werden offenbar acht junge Leute unter Androhung von zweitägiger Haft aus der Stadt gewiesen. Doch eine Stellungnahme der Polizei ist dazu nicht zu bekommen. Stattdessen setzt sich die tagelange Rangelei darum, ob nun Innenbehörde oder Polizei für das mutmaßliche Großereignis zuständig sein werden, offenbar in sämtliche Bereiche der Polizei fort: Niemand will etwas sagen. Statt anrüchige Vorwürfe offensiv zu entkräften, wird gemauert. Dabei wäre nichts besser geeignet, um jeden Anflug von Hysterie zu verhindern. Was bleibt, ist eine düstere Ahnung davon, was auf Bremen zukommen könnte. Nicht auszudenken, wenn sich zu diesem Chaos noch mehrere hundert Punks gesellen. Eva Rhode
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