: Chaos zum Abschied
■ Am Nachmittag vor der Ladenschließung wurde das Kreuzberger Lokal Schlehmil völlig verwüstet
Chaos zum Abschied
Am Nachmittag vor der Ladenschließung wurde das Kreuzberger Lokal Schlehmil völlig verwüstet
Am letzten Tag ihres Bestehens wurde die stadtbekannte Szene -Kneipe „Schlehmil“ in der Kreuzberger Arndtstraße von bislang noch unbekannten Tätern völlig verwüstet. Als die Kneipe am vergangenen Samstag um 17 Uhr ein letztes Mal zur Abschiedsfete öffnen wollte, stand das Kollektiv vor einem Trümmerhaufen.
Mit Äxten und Eisenstangen, die später gefunden wurden, haben die Täter Samstag nachmittag zwischen 14 und 16 Uhr die gesamte Einrichtung zerstört. Der Bierausschank war ebenso hinüber wie sämtliche Klobecken und die Musikanlage. Zudem hatten die Täter alle Bierhähne aufgedreht und alles, was an Gläsern vorhanden war, zerstört. An der Korridortüre, durch die sie sich auch Zugang zum Lokal verschafft hatten, wurde dann auch noch Feuer gelegt. Dadurch wurden Nachbarn aufmerksam und alarmierten die Polizei. „Wir standen hier im absoluten Chaos, der ganze Boden war mit Glassplittern übersät, und alles, was es hier noch an brauchbarem Inventar gab, war kaputt“, berichtet das Kollektiv. „Wir haben einen Schaden von 25.000 Mark, an sich wären wir hier ohne Schulden rausgegangen“.
Einen Verdacht hat das Kollektiv auch. Schon mehrmals wurde von einzelnen Hausbewohnern gedroht: „Wir machen euren Laden platt, wenn Ihr hier nicht bald rausgeht“. Das Kollektiv vermutet, daß sich die Täter durch den Kneipenlärm belästigt gefühlt haben.
Das ist auch der Grund, warum die Gewobag den seit zehn Jahren bestehenden Mietvertrag nicht weiter verlängert hat. Damit war das Kneipenprojekt Schlehmil am Ende. Für Samstag hatte man auf Plakaten zur Abschlußfete geladen. „Überall im Kiez klebten die Einladungsplakate. Wir sind sicher, daß die Täter auch mitgekriegt haben, daß wir schließen, die haben wohl nur aus purer Rache gehandelt“, vermutet das „Schlehmil„-Kollektiv gegenüber der taz. Die Kripo ermittelt inzwischen gegen Unbekannt.-time
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen