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Chance vertan

■ Prekärer Streit um den Gesundheitstag 1987

Durch die Einladung Julius Hackethals auf den Gesundheitstag ist eine prekäre Situation entstanden: Ausgerechnet die Gesundheitsbewegung, deren Profil wesentlich durch die Auseinandersetzung mit der NS–Medizin geprägt worden ist, gibt das Forum für einen der fragwürdigsten Vertreter der Sterbehilfe ab. Statt politische Substanz in die neu aufgelegte „Euthanasie“–Diskussion zu bringen, wird so eine Ausblendung der historischen Erfahrungen befördert. Der Streit zwischen der Kasseler Vorbereitungsgruppe und den Hamburger und Westberliner Referenten ist bezeichnend für die konzeptionelle Misere dieses „Selbstbeteiligungsdiskussion“ stehen da im Zentrum - konzentriert etwas entgegenzusetzen. Aber eben nicht nur das: Die bewußte Nicht–Entscheidung für einen linken Ansatz in der „Euthanasie“–Diskussion hat im Fall Hackethal zu einer Entscheidung für einen rechten Ansatz geführt, der sich vom rechten Diskurs über „nicht erhaltenswertes Leben“ nicht absetzt. Der Boykott, den die Hamburger und Westberliner Referentinnen beschlossen haben, ist deswegen eine richtige Antwort auf die Einladung Hackethals. Und damit der Gesundheitstag 1987 nicht als schwarzes Projekt in die Annalen der Bewegung eingeht, wird dort der Umgang der Vorbereitungsggruppe und der Linken in der Gesundheitsbewegung mit dem brisanten Thema „Euthanasie“ thematisiert werden müssen. Damit hätte der bislang konzeptionslos wirkende Gesundheitstag sein Thema, aktueller denn je: „Medizin und Nationalsozialismus“. Oliver Tolmein

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