: Chance für fliegende Bar
Mit Singapore Airlines ist ein zweiter Kunde für das Riesenflugzeug A3 XX in Sicht. Der Baubeginn rückt damit näher – doch Zweifel bleiben bestehen
BERLIN taz ■ Durch einen neuen Kaufinteressenten sind die Chancen für die Realisierung des Großraumflugzeugs A3 XX gestiegen. Das europäisiche Airbus-Konsortium bestätigte gestern Verkaufsgespräche mit der asiatischen Gesellschaft Singapore Airlines. Dabei gehe es um zehn feste Bestellungen und sechs Optionen, die ab dem Jahr 2005 ausgeliefert werden sollten, berichtete Airbus Industrie.
Singapore Airlines ist damit der zweite konkrete Kaufinteressent für den A3 XX, der pro Stück rund 230 Millionen Dollar kosten soll. Vor zwei Wochen hatte bereits die Fluggesellschaft Emirates aus den Vereinigten Arabischen Emiraten einen Auftrag über bis zu zehn Maschinen in Aussicht gestellt. Airbus-Geschäftsführer Noël Forgeard hält die Kaufabsicht von Singapore Airlines für einen „wichtigen Schritt auf dem Weg zum offiziellen Programmstart vor dem Ende des Jahres“. Dennoch bleibt es unsicher, ob der Flieger jemals gebaut wird. Experten gehen davon aus, dass der Aufsichtsrat eine positive Entscheidung allenfalls dann treffen wird, wenn 40 bis 50 Maschinen fest bestellt sind. Davon ist Airbus auch nach dem zweiten Auftrag noch weit entfernt.
Der A3 XX, der bisher nur als virtuelles Modell existiert, wäre nach seiner Realisierung das größte Passagierflugzeug der Welt. Mit 555 Fluggästen in zwei Etagen soll der Riesen-Airbus bis zu 14.000 Kilometer ohne Zwischenstopp fliegen können und dabei mit Restaurants, Bars, Kinos, Fitnessclub und Konferenzräumen neue Komfort-Standards setzen. Durch die hohe Kapazität geht Airbus Industrie davon aus, dass die Betriebskosten pro Sitzplatz um 15 bis 20 Prozent niedriger sind als beim Hauptkonkurrenten, dem Jumbo-Jet Boeing 747-400.
Doch die Fluggesellschaften sind nur mäßig interessiert. Weil die Knotenpunkte im Flugverkehr chronisch überlastet sind, geht der Trend derzeit eher zu Direktverbindungen zwischen kleineren Flughäfen. Doch dazu braucht man keine Großraum-Maschinen. Und selbst auf großen Airports könnte der neue A3 XX erst nach umfangreichen Umbauarbeiten eingesetzt werden. Boeing hatte sich daher schon vor Jahren von der Planung eines Großraumflugzeugs verabschiedet.
Am größten sind die Chancen auf dem asiatischen Markt, der mit langen Strecken und hoher Frequentierung gute Voraussetzungen für den Airbus A3 XX bietet. Dort jedoch haben sich viele Fluggesellschaften immer noch nicht von den Auswirkungen der Asienkrise erholt, sodass Investitionen derzeit kaum möglich sind. Ob die mögliche Bestellung durch Singapore Airlines wirklich die Bedeutung hat, die Airbus nun suggeriert, wird sich vermutlich am 26. Mai zeigen: Dann soll der Aufsichtsrat über die Produktion entscheiden.
MALTE KREUTZFELDT
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen