: Chance für Frieden in El Salvador?
■ El Salvadors Parteien im Dialog mit FMLN / Untersuchung des Massakers an Jesuitenpadres ist trotz US-Druckes steckengeblieben / Junge Offiziere und Guerilla fordern Säuberung des Militärs
Managua/Mexiko-Stadt (afp) - Vertreter von neun salvadorianischen Parteien haben am Sonntag in Mexiko einen Dialog mit der Nationalen Befreiungsfront Farabundo Marti (FMLN) aufgenommen. Bei den nicht-öffentlichen Gesprächen wollte die FMLN Vorschläge zur Beendigung des Kriegs vorlegen. Die Guerillaführerin Ana Guadalupe Martinez berichtete, es gebe jetzt eine Chance, in diesem Jahr Frieden zu schließen. Sie hoffe, daß die regierende Arena -Partei und die Christdemokraten dies verstünden. Der Vorsitzende der rechten Arena-Partei, Armando Calderon, sagte, die Parteien hätten die Einladung der FMLN angenommen, um deren Vorschläge anzuhören. Er fügte hinzu: „Wir werden das Mißtrauen abbauen, da das ganze salvadorianische Volk Frieden will.“ Am vergangenen Mittwoch hatte die FMLN mit einer landesweiten Militärkampagne begonnen, um die salvadorianische Regierung unter Druck zu setzen. In ihrem Kommunique hatten die FMLN-Comandantes ihre Offensive mit fortgesetzten Militäroperationen in den Guerillagebieten begründet. Zudem seien die Untersuchungen des Massakers an sechs Jesuitenpadres und deren Hausangestellten steckengeblieben.
Zu diesem Ergebnis war vor wenigen Tagen auch eine US -Kommission unter Vorsitz des demokratischen Kongreßabgeordneten Joe Moakley gekommen. Moakley beklagte, daß weder gegen hohe Offiziere ermittelt worden sei, noch neue Beweise gegen die Täter gesammelt worden seien. Sechs Soldaten, zwei Leutnants und ein Oberst befinden sich in Untersuchungshaft. Der von seinen Komplizen belastete Oberst Guillermo Benavides, der allen vorhandenen Indizien nach den Befehl zum Mord an Ignacio Ellacuria und den anderen Jesuiten gegeben hat, könnte straffrei ausgehen, da das salvadorianische Recht die Aussagen von Mitangeklagten nicht als Beweismittel anerkennt.
Drei Tage vor Dialogbeginn wurde in San Salvador der Brief eines „Kommandos junger Offiziere“ bekannt, in dem die Säuberung der Armee von korrupten Offizieren gefordert wird.
Die jungen Offiziere, die anonym bleiben wollten, beklagen das schlechte Image der Armee. Für deren schlechten Ruf machen sie eine „kleine Gruppe von korrupten Chefs“ verantwortlich, die in den Mord an den Jesuitenpadres verwickelt seien. Auch der pensionierte Oberst und derzeitige Abgeordnete der Arena-Partei, Sigifredo Ochoa, hatte vor kurzem angedeutet, daß Oberst Benavides nicht der einzige hohe Offizier sein könne, der an dem Komplott beteiligt war: „Mir will es nicht einleuchten, daß eine so weitreichende Entscheidung von einer einzigen Person gefällt worden sein soll.“ In der jetzt begonnenen Dialogrunde fordert auch die FMLN eine Säuberung der Armee.
rld
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