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■ taz-RezeptChampagner / Champagnercocktai

Bismarck hatte die Wirkung der Perlchen im Glase genau durchschaut, als er am 28. April 1854 an seinen König Wilhelm schrieb: „Majestät müßten durchaus darauf halten, daß Allerhöchst Ihre Minister mehr Champagner trinken; ohne eine halbe Flasche im Leib dürfte mir keiner der Herren in das Conseil kommen. Dann würde Politik bald eine achtbare Farbe annehmen.“ Er selbst leerte vor Reichstagsreden eine Flasche Champagner „in einem Zuge“, um sich in die rechte Stimmung zu bringen.

Der Legende nach soll Champagner von dem halbblinden Mönch Dom Pérignon erfunden worden sein, der ein Faß Wein zu lange vergären ließ, das Gebräu dann kostete und beseligt ausrief: „Mein Gott, ich trinke die Sterne.“ Tatsache ist, Schaumwein, der durch eine ungewollte Nachgärung in der Flasche entstand, hat es schon immer gegeben. Er kam im Jahr 1730 in Mode und war in den Jahren darauf das Lieblingsgetränk bei den Orgien des zügellosen Herzogs von Orléans im Palais Royal und bei allen Frauen von hohem Rang und niederer Moral: Marquise de Pompadour, die die Vorlieben ihres königlichen Liebhabers übernahm und feststellte: „Champagner ist der einzige Wein, der eine Frau nicht altern läßt.“ Oder die Mademoiselle de Navarre, Geliebte des Marschalls Moritz von Sachsen; sie ließ sich 50.000 Flaschen Propfensprenger nach Brüssel kommen und einen französischen Dichter dazu, der vor lauter Liebe und Champagner nur äußerst langweilige Gedichte schrieb.

Zwei Witwen haben sich der Sterne Dom Pérignons angenommen. Die erste war die legendäre Veuve Clicquot. Sie hat für ihre in der Champagne auf Flaschen gezogenen Schaumweine die Kunst des „Rüttelns“ erfunden (leichtes Rütteln und allmähliches Auf-den-Kopf-Stellen der Flasche von Hand bringt die Trübstoffe vor der 2. Gärung vor den Korken; dann wird der Flaschenhals auf minus 20 Grad abgekühlt, die Flasche entkorkt, die gefrorenen Trübstoffe fliegen durch den Druck heraus).

Mit Erfolg. 1814 wurde ein Frachter mit 12.000 Flaschen „Veuve Clicquot“ von Rouen nach Petersburg geschickt — die russische Armee war in Reims bei Waterloo stationiert gewesen und dort auf den Geschmack gekommen.

Die zweite der Champagnerwitwen war Veuve Pommery. Sie hatte die Idee, einen trockenen Wein zu machen, den man auch zum Essen trinken konnte. Denn bis dahin war Champagner süß. Ihr nature aus dem Jahre 1874 war der erste brut und ein Riesenerfolg.

Was ist nun Champagner? Obwohl er zum größten Teil aus blauen Trauben gewonnen wird, ist es meist ein weißer Wein, der zweimal gärt, wobei die zweite Gärung immer in der Flasche stattfindet. Er darf nur aus einer durch das Gesetz bestimmten Anbauzone der Landschaft Champagne kommen, seine Heimat nur in Flaschen verlassen. Die durch lange Reifung gebundene Kohlensäure sorgt für Stabilität. Champagner braucht nicht oder kaum geschwefelt zu werden und macht so keine Kopfschmerzen.

Champagnercocktail

In ein Bowlenglas 2 Stück Eis, 1 Spritzer Angostura Bitters, 2 Spritzer Pernod, 2cl Bourbon Whiskey, 1cl Amaretto geben, Champagner zugießen, mit eiskaltem Minzezweig und zwei Cocktailkirschen garnieren.

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