: Ceausescu verspricht harte Linie
■ Der Diktator will keinen Deut von seiner Linie abrücken / Bevölkerung soll zur Reduzierung der Auslandsverschuldung den Gürtel noch enger schnallen / Lebensmittel noch mehr rationiert
Bukarest (ap/taz) - Keinen Deut will der rumänische Partei– und Staatschef Nicolae Ceausescu von seiner eingeschlagenen Linie abweichen. Trotz der Unmutsbekundungen der letzten Zeit soll die rumänische Bevölkerung weiter ihren Gürtel enger schnallen. Vor über 3.000 Delegierten, die ihn mit tosendem Jubel unterbrachen, beharrte der vor seinem eigenen, etwa 20 Meter hohen Portrait stehende Diktator auf seinem Kurs der straffen Wirtschaftslenkung und erteilte jeder Einführung von Marktelementen eine entschie dene Absage. Schließlich versicherte Ceausescu, daß Rumänien seine Auslandsschulden treulich zurückzahlen werde. Er forderte eine Erhöhung der Exporte, sparsameren Umgang mit Rohstoffen und eine weitere Reduzierung des Energieverbrauchs. Um die Industrie ausreichend mit Energie zu versorgen, soll die Bevölkerung in diesem Winter nochmals verschärfte Sparmaßnahmen bei Heizungen und Stromzuteilungen ertragen, die jetzt schon auf zehn Prozent der früher benötigten Menge sanken. Ceausescu kritisierte eine Reihe von Mängeln bei der Planerfüllung dieses Jahres. Alle Betriebe, die Partei und die Staatsorgane seien zu „höherem Geist der Verantwortung“ aufgerufen. Politische Beobachter in Bukarest werteten die in der Rede Ceausescus angekündigte Lohnerhöhungen und Prämienausschüttungen als „Augenwischerei“. Denn es sei augenscheinlich, daß die Rumänen mit ihrem Geld kaum etwas anfangen könnten. Die wichtigsten Waren und Grundnahrungsmittel sind weiterhin rationiert.
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