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CeBIT: Kleine Schubser für den Mittelstand

■ Neuheiten im „electronic banking“ / Die Deutsche Bank kommt in den Betrieb mit Finanzierungs–, Zins– und Tilgungsplan am Terminal

Aus Hannover Dietmar Barz

Mit einigen Angeboten im „electronic banking“ ist die Deutsche Bank dabei, vom Kreditinstitut faktisch zum Unternehmensberater für diejenigen mittelständischen Betriebe zu werden, die sich keinen eigenen Planungschef leisten können. Auf der gerade in Hannover stattfindenden Computermesse CeBIT, auf der die DB als einzige Bank vertreten ist, stellte Vorstandsmitglied Herbert Zapp neue Dienstleistungen vor, die auf dem eher betulichen Markt für Mittelstandskredite für neue Impulse und Kundentreue sorgen sollen. Allen voran geht „db select“, eine Datei aller 400 öffentlichen Förderprogramme von EG, Bund und Ländern für den gewerblichen Bereich. Auch Umweltschutz und Arbeitsplätze werden heutzutage gefördert, weiß die Bank - nur werden die Hilfen unübersichtlich als zinsgünstige Darlehen, Zulagen und Zuschüsse, Sonderabschreibungen oder Bürgschaften bereitgestellt. Unter dem Symbol des Füllhorns, aus dem Scheine und Münzen purzeln, werden über EDV die passenden Förderprogramme ausgesucht. Zapp verheimlicht das Interesse der Bank nicht: Finanzierungsplan, Zins– und Tilgungsvorschläge liefert sie gleich mit. Mit einem neuen Exportfinanzierungs–System sollen die Kosten für Exportkredite gesenkt werden. Wenn ein unbedarfter Mittelständler aber nicht Waren, sondern Geld ins Ausland schaffen will, kann er versuchen, sich mit Hilfe von „db index“ gegen die abstürzenden Kurse zu schützen. Dieses Analyse–System für festverzinsliche Anleihen bewertet Gewinn–Möglichkeiten, liefert Angaben über die bisherige Schwankungsbreite der Wertpapiere und erlaubt, Szenarios für Kurs– und Währungsveränderungen durchzurechnen. Bilanzen von 60.000 Unternehmen Erfolgsmeldungen gab Herbert Zapp für die auf der letzten CeBIT vorgestellten Neuheiten im electronic banking ab, die zum Teil in weiterentwickelten Versionen wiederausgestellt sind. 1.300 Mittelständler mit einem Jahresumsatz zwischen 2 und 50 Millionen Mark bedienten sich bis jetzt des Angebotes „db plan“. Die Bank informiert die Geschäftsleute, wie die für eine mehrjährige Finanzplanung notwendigen Daten ermittelt werden können; die Firma liefert die entsprechenden Zahlen, die Bank wiederum errechnet auf ihren EDV–Anlagen die komplette Finanzplanung für bis zu fünf Jahren - Kreditbedarf und ein entsprechendes Angebot der Bank gleich inclusive. In der Analyse der Kreditwürdigkeit kann die Bank ohnehin auf reiche Erfahrungen zurückblicken: Zapp gab bekannt, daß seinem Haus die Bilanzen von 60.000 Unternehmen zur Verfügung stehen. 2.500 Firmen rufen mittlerweile ihren Kontenstand auf einem Bildschirmtext–fähigen Kleincomputer ab, der im Betrieb steht. So können große Mengen an Überweisungen knapp vor dem Zahlungsziel ausgeführt werden, und das Software–Angebot hat auch die Liquidität der Firma im Blick: sollte das Unternehmen einmal nicht sonderlich flüssig sein, lassen sich die Überweisungsaufträge zur Not auch elektronisch „strecken“. Über den Tisch ziehen läßt sich die Bank dabei nicht: die eingeräumten Kreditlinien werden gleich mitberücksichtigt. Wer noch gar kein Btx–System hat, kann sich von der Bank eins vermitteln lassen. Auf der Messe gleich nebenan hat die DB–Tochter GEFA ihren Stand, die sich auf EDV–Leasing spezialisiert hat. Und wenn ein Unternehmer technische Probleme zu lösen hat, moderne Produktionsverfahren sucht oder neue Märkte ausloten will, kann er sich ebenfalls von seiner Bank helfen lassen. Die Geldgeber analysieren das Problem, recherchieren in 1.5oo Datenbanken und legen ihrem Klienten anschließend eine Mappe voll Informationen auf den Tisch - versprechen sie wenigstens. Immerhin: im ersten Jahr des Betriebs hat die Deutsche Bank 1.300 Recherchen durchgeführt, nach Angaben des Vorstandsmitglieds Zapp „mit gutem Erfolg“.

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