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Cattenom: Vierte Abschaltung in diesem Jahr

■ Leck im Ventil des Primärkreislaufs im Reaktorblock I / Stündlich 500 Liter radioaktives Wasser ausgelaufen / Strahlenschutzbehörde spricht von normalen „Störungen“ ohne Umweltgefahr / Beschickung des zweiten Blocks war vergangene Woche abgeschlossen worden

Berlin (dpa/ap/afp) - Im französischen Atomkraftwerk Cattenom ist am Samstag erneut der Reaktorblock I abgeschaltet worden. Ursache war nach Auskunft der Präfektur in Metz ein Leck an einem Ventil des Primärkreislaufs, aus dem während des Samstags stündlich 500 Liter radioaktiv verseuchten Wassers ausströmte. Wie die zuständige französische Strahlenschutzbehörde mitteilte, gelangte das radioaktiv verseuchte Wasser nicht in die Umgebung, sondern sammelte sich im Innern des Reaktorschutzmantels. Dort werde es derzeit aufgefangen und „behandelt“, wie es die Präfektur formuliert. Nach den Angaben der Strahlenschutzbehörde wird das Wasser mit den normalen nuklearen Abfällen „routinemäßig entsorgt“. Die staatliche französische Elektrizitätsgesellschaft EDF sprach am Sonntag von einem „geringfügigen Zwischenfall“. Solche „Störungen“ kämen bei Anlagen dieser Art nicht selten vor, sie hätten jedoch keine Auswirkungen auf die Umwelt. Der Reaktor werde nach Beendigung der Abdichtungsarbeiten am Montag oder am Dienstagmorgen wieder in Betrieb genommen. Die Staatskanzlei des saarländischen Umweltministers hat nach Bekanntwerden des Unfalls umgehend Messungen in der Umgebung des nur wenige Kilometer von der deutschen und luxemburgischen Grenze entfernten Kraftwerks durchführen lassen. Bisher sei jedoch keine erhöhte Radioak tivität festgestellt worden. Als der Reaktorblock am Samstag abgeschaltet wurde, war er erst 48 Stunden wieder in Betrieb gewesen. Es ist bereits die vierte Abschaltung in diesem Jahr des erst im Herbst 1986 ans Netz gegangenen Reaktors an der Obermosel. Am 12. Januar 1987 mußten wegen extremer Witterungsbedingungen neben Cattenom I weitere neun Reaktoren in Frankreich stillgelegt werden. Am 10. März kam es zu einer weiteren automatischen Abschaltung, wobei nach offiziellen Angaben „eine irrtümliche Fehlmeldung“ die Ursache gewesen sein soll. Am 28. April mußte der Reaktor wegen mangelnder Stromnachfrage stillgelegt werden. Die ursprünglich geplante einwöchige Produktions pause dauerte schließlich bis zum 16./17. Mai. In der Zwischenzeit sind EDF–Angaben zufolge „einige Wartungs– und Kontrollarbeiten“ durchgeführt worden. Im Vollausbau 1990 soll die Atomzentrale Cattenom vier Reaktorblöcke mit jeweils 1.300 Megawatt umfassen. Die Beschickung des zweiten Reaktorblocks mit atomaren Brennstäben wurde in der vergangenen Woche abgeschlossen. Die erste Kettenreaktion soll dort im Juni erfolgen.

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