: Castor macht mobil
Atomkraftgegner planen Aktionen gegen Atommülltransport von La Hague nach Gorleben.Keine Einigung zwischen grüner Bundesspitze und niedersächsischem Landesverband
BERLIN taz ■ Der Castor-Transport aus dem französischen La Hague in das niedersächsische Zwischenlager Gorleben soll nach Informationen von Umweltschützern und Bürgerinitiativen in der Nacht zum 27. März rollen. Dies habe Greenpeace von Transportarbeitern erfahren, meldete eine Nachrichtenagentur.
Gegner des Transports haben am Donnerstagmorgen auf Nebenstrecken der Bahn bei Darmstadt und Hanau alte Reifen angezündet und bei Darmstadt Schwellenschrauben gelöst.
Gleichzeitig verschärft sich der innergrüne Streit um die Transporte. Wie gestern bekannt wurde, scheiterte bereits am vergangenen Freitag ein erneuter Vermittlungsversuch zwischen der Grünen-Bundesspitze und dem niedersächsischen Landesverband. Während die Bundes-Grünen den für Ende März erwarteten Castor-Transport akzeptieren und Proteste, besonders Blockaden, ablehnen, wollen die niedersächsischen Grünen die Proteste unterstützen. Damit scheint eine atompolitische Kontroverse auf dem Grünen-Parteitag am 9. März in Stuttgart sicher. Mit Rücksicht auf den Wahlkampf in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz wollten die Grünen diese Situation vermeiden.
Aber auch zwischen den niedersächsischen Grünen und Atomkraftgegnern wachsen die Differenzen. Die Fraktionsvorsitzende der niedersächsischen Grünen, Rebecca Harms, erklärte gegenüber der taz, dass sich ihr Protest nicht generell gegen Atomtransporte richte, sondern gegen Transporte in das Wendland, weil mit diesen eine Vorentscheidung für ein Endlager Gorleben drohe. Mit dieser moderaten Kritik geben sich Initiativen wie der BUND, Greenpeace und „X-tausendmal quer“ nicht zufrieden. „Die gefährliche Verschieberei von Atommüll von einem gefährlichen Ort zum anderen hat nur den Zweck, den Weiterbetrieb der deutschen Atomkraftwerke zu ermöglichen, die nicht mehr wissen, wohin mit ihrem Müll“, kritisierte Greenpeace-Geschäftsführerin Brigitte Behrens.
Jochen Stay, Sprecher der Initiative „X-tausendmal quer“, stellte klar: „Dass wir aus 50 Meter Abstand mit Protestfähnchen dem Castor nachwinken, wird es nicht geben.“ Er erteilte damit dem Polizeikonzept des „flexiblen Krisenmanagements“ eine Absage. Erstmals sind 130 Beamte im Vorfeld eines Atommülltransports im Einsatz, um den Bürgern ihr Einsatzkonzept zu vermitteln. ESE
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