: Castor bald im Nahverkehr
■ Atomindustrie für neue Zwischenlager im Süden
„Proteste dürfen nichts ändern an Transporten in das genehmigte und von der Stromwirtschaft bezahlte Zwischenlager in Gorleben“, sagte ein RWE-Sprecher nach den Castor- Transporten Anfang März. Nun haben die AKW-Betreiber ihre Meinung geändert. Auch wenn die süddeutschen Ministerpräsidenten Erwin Teufel (CDU) und Edmund Stoiber (CSU) vehement gegen eine oder mehrere neue Lagerhallen für den hochradioaktiven Müll in ihren Bundesländern wettern: Die Industrie schwenkt auf eine Kompromißlinie mit der SPD. „Schmerzhaft“ sei ein neues Entsorgungskonzept, heißt es in einem Brief der Stromkonzerne an Umweltministerin Merkel, das Kanzleramt und Ministerpräsident Schröder. Aber wenn's denn sein muß, könnten die Zwischenlager auch „regional ausgewogen“ in Deutschland plaziert werden – eine Forderung der Sozialdemokraten.
Neue Zwischenlager kosten zwar auch das Geld der Kraftwerksbetreiber. Doch die Atomindustrie braucht schnell Sicherheit, wie die Entsorgung ihrer vollen AKW-Lagerbecken in den nächsten Jahren abläuft. Dabei ist ihnen egal, wohin sie den Dreck schaffen. Die schon von der Sache her unnötige Wiederaufarbeitung im Ausland kommt sie teurer zu stehen als neue Zwischenlager. Und wenn der Weg nach Gorleben für die Castor-Behälter zu schwierig wird, dann karren sie die Behälter eben zwei Dörfer weiter.
Das aber ermöglicht ihnen der Kompromiß, den Experten der SPD und der Bundesregierung in den Energiekonsensgesprächen eigentlich schon ausgehandelt haben. Die Hardliner in CDU und CSU wollen hingegen kompromißlos bis weit ins nächste Jahrhundert die Zukunft der Atomenergie sichern.
Wenn die Bundesregierung nun durch diese sture Haltung selbst die ansonsten eher kompromißbereite SPD verprellt, bleibt aber die Unsicherheit über den Fortgang der Entsorgung bestehen. Sowohl Schröder als auch die Bundes-SPD wollen nächstes Jahr ihre Wahlen gewinnen. Da können sie den unentschiedenen rot-grünen Wählern nicht in diesem Sommer vorführen, wie die Sozialdemokraten im Bereich Atom mal wieder umfallen. Wie schon beim schnellen Brüter und bei der WAA in Wackersdorf ändert die Atomindustrie daher ihren Kurs, nicht aber den Zielhafen – Profite aus den laufenden AKW. Reiner Metzger
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