Carl Lewis will Senator werden: Schnell rennen, schnell lernen
Mit Carl Lewis will wieder mal ein ehemals erfolgreicher Sportler auch in der amerikanischen Politik reüssieren. Sprinttraining will er trotzdem noch geben.
Senator will Carl Lewis werden. Nicht gleich in Washington, im Zentrum der Macht. Aber doch zumindest in Trenton, wo der Senat von New Jersey tagt, das Parlament des Bundesstaats. Der einstmals schnellste Mann der Welt geht in die Politik.
Das verkündete der mittlerweile 49-Jährige am Montag in einer Pressekonferenz unter freiem Himmel. Die Sonne schien, die wichtigsten Medien waren erschienen und der neunfache Olympiasieger gab zu: "Das ist etwas, was ich noch nie gemacht habe. Ich springe ins kalte Wasser."
Doch der Presseauflauf täuscht darüber hinweg, dass Lewis von der Demokratischen Partei, für die er antritt, nicht eben der rote Teppich ins Polit-Establishment ausgerollt wird: In seinem Stimmbezirk gelten die Republikaner traditionell als favorisiert. Auch hat der erfolgreichste Leichtathlet aller Zeiten so gut wie keine politische Erfahrungen vorzuweisen. Ins Feld führt er dafür seine ehrenamtliche Arbeit: Die Pressekonferenz musste nach 30 Minuten abgebrochen werden, damit Lewis nicht den Trainingsbeginn einer benachbarten High School verpasste, wo er seit vier Jahren als freiwilliger Sprint-Coach tätig ist.
Lewis reiht sich damit ein in eine lange Liste Athleten, die nach dem Ende ihrer sportlichen Laufbahn ihr Glück in der US-Politik suchten. Prominentestes Beispiel ist, wenn man Bodybuilding als Sport sieht, natürlich Arnold Schwarzenegger.
Lange bevor der Kärntner als Gouverneur von Kalifornien reüssierte, hatte bereits Bill Bradley vorgemacht, dass man als Exsportler nicht unbedingt ein politisches Leichtgewicht bleiben muss. Bradley hatte sich schon während seiner Zeit als Basketball-Profi bei den New York Knicks politisch und sozial engagiert. Nach zwei NBA-Meisterschaften nutzte er seine Popularität, stieg in den Siebzigern bei der Demokratischen Partei ein und vertrat 18 Jahre lang den Staat New Jersey in Washington.
Als Quaterback nicht schlecht, als Politiker gefürchtet
Football spielte Jack Kemp, bevor er über zwei Jahrzehnte Politik machte. Als Quarterback bei den Buffalo Bills war er schon nicht schlecht, als stramm rechter Kongressabgeordneter aber gefürchtet. Unter George Bush war er gar Staatssekretär und 1996 wäre er beinahe Vizepräsident geworden, doch er verlor zusammen mit Bob Dole gegen Bill Clinton und Al Gore.
Das jüngste Beispiel, wozu eine Sportkarriere führen kann, ist Jon Runyan. Der hörte nach 14 Jahren NFL erst 2009 mit dem Football auf und saß ein gutes Jahr später schon im Repräsentantenhaus für die Republikaner. Und Dave Bing, der aktuelle Bürgermeister von Detroit, spielte zwölf Jahre Basketball für die dort beheimateten Pistons.
Nicht immer allerdings waren die Versuche von Sportlern, sich in der Politik zu etablieren, von Erfolg gekrönt. Der als Rennfahrer verehrte Richard Petty scheiterte 1996 mit seiner Kandidatur als Staatssekretär von North Carolina. Und Jesse Ventura zeigte sich als Show-Wrestler sehr viel talentierter als als Gouverneur von Minnesota: Der schillernde Ventura stellte sich nach einer von Skandalen und Unprofessionalität geprägten Amtszeit 2002 nicht mehr zur Wiederwahl.
Ein Schicksal, dem Carl Lewis entgehen möchte. "Ich mag nicht mehr so schnell rennen können wie früher", versuchte er etwaige Bedenken auszuräumen, "aber ich denke, ich werde schnell lernen."
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