KIRCHENLEHREN AUS DEM MISSBRAUCHSKANDAL : Canisius-Rektor Mertes fordert Kirchen zur Reflexion auf
Nach der Aufdeckung von Missbrauchsfällen in katholischen Einrichtungen wünscht sich der Rektor des Canisius-Kollegs, Klaus Mertes, eine Auseinandersetzung mit der Rolle der Kirche. „Der Blick bloß auf die Missbrauchstäter im engeren Sinne ist zu kurz, um den Missbrauch zu begreifen“, schrieb Mertes in einem Beitrag für den Tagesspiegel. Die Kirche müsse zudem bereit sein, aus den Erfahrungen der Opfer zu lernen.
Die missbrauchten Menschen seien nicht nur Opfer im Sinne wehrloser Objekte von Gewalt. Sie seien auch „Geopferte“, weil ihre Geschichte „die Ehe der Eltern, das Ansehen der Institution, den Frieden der Gemeinde gefährdet“, schrieb Mertes. Es gelte nun, die Missbrauchsopfer als Subjekte zu begreifen: „Sie haben im Überlebenskampf Erfahrungen mit der Kirche gemacht. „Der Dialog mit ihnen sei eine Gelegenheit, zu lernen – für Kirche und Pädagogen.
Rektor Mertes hatte die ersten Missbrauchsfälle am Canisius-Kolleg Ende Januar öffentlich gemacht. Daraufhin meldeten sich immer mehr Opfer. Auch an anderen Einrichtungen in Deutschland wurden Fälle sexuellen Missbrauchs und körperlicher Gewalt bekannt. (dpa)