: CIA via Tschad kontra Gaddafi
■ Mehrere hundert kriegsgefangene Libyer im Tschad wurden „umgedreht“
N'Djamena (afp/ap/dpa) — Etwa 700 ehemalige libysche Soldaten sind von Amerikanern im Tschad ausgebildet worden, um Terrorkommandos gegen ihr eigenes Land zu unternehmen. Ein Diplomat in Washington, der anonym bleiben wollte, bestätigte gestern der französischen Nachrichtenagentur 'afp‘, daß der US-Geheimdienst CIA im Tschad „eine kleine Einheit von einigen hundert Männern“ ausgebildet habe, die gegen Staatschef Gaddafi zum Einsatz kommen sollte.
Augenzeugenberichten zufolge nahm am Samstag ein US-Transportflugzeug vom Typ C-141 Starlifter auf dem Flughafen von N'Djamena etwa 400 Libyer an Bord.
Am Freitag waren bereits 200 Libyer aus dem Tschad mit einem US- Flugzeug außer Landes gebracht worden, nach Angaben der amerikanischen Nachrichtenagentur 'ap‘ sollen sie in Nigeria gelandet sein. Die angeworbenen Gefangenen, die in einem Militärlager in der Nähe der tschadischen Hauptstadt von Amerikanern trainiert wurden, konnten nach der Machtübernahme durch den von Gaddafi unterstützten Rebellenführer Idriss Deby nicht länger im Tschad bleiben. Die Libyer gehörten zu den etwa 2.000 Soldaten, die im Tschad von der Armee des früheren Präsidenten Habre zwischen 1983 und 1987 festgesetzt wurden.
Zunächst hätten die Kriegsgefangenen eingewilligt, die tschadische Armee bei der Wartung der von Libyen erbeuteten Waffen zu unterstützen. Danach seien sie unter das Kommando des libyschen Obersts Alifa Haftar gestellt und von amerikanischen Beratern ausgebildet worden.
Der neue tschadische Präsident Idriss Deby hatte am Samstag versichert, in „voller Souveränität“ die Evakuierung eines von Amerikanern ausgebildeten libyschen Terrorkommandos beschlossen zu haben. Er betonte, es handele sich um ein Problem, das er von seinem Vorgänger Hissein Habre übernommen habe. „Wir wollen keine Probleme mit unseren Nachbarn. Wir haben diese Leute vor die Wahl gestellt, entweder die Waffen niederzulegen und den Status von Flüchtlingen zu beantragen — und sie wären willkommen gewesen — oder auszureisen.“
In diesem Zusammenhang lastete die libysche Seite den Franzosen eine „minutiöse Zusammenarbeit“ mit den Amerikanern an. Der libysche Außenminister Jadalla Asus El Talhi hatte am selben Tag die Einberufung einer Dringlichkeitssitzung des UN- Sicherheitsrates gefordert, der sich mit diesem „Akt der Piraterie“ beschäftigen müsse.
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