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CDU streitet vor Parteitag

■ Quertreiber Biedenkopf: SPD-Wahlsieg nicht so schlimm, "junge Wilde" haben recht

Bonn (AFP) – Unmittelbar vor dem am Montag beginnenden CDU-Parteitag in Leipzig ist die interne Auseinandersetzung um Zustand und Führung der Partei eskaliert. Sachsens Ministerpräsident Kurt Biedenkopf stellte sich am Freitag dezidiert hinter die angeblichen „jungen Wilden“ in der Partei, die eine inhaltliche und personelle Erneuerung fordern: Daß junge Leute nach einer so langen Amtszeit wie der von Helmut Kohl als Parteichef Veränderungen wollten, sei natürlich.

Biedenkopf betonte auch, ein Sieg der SPD unter einem Kanzlerkandidaten Gerhard Schröder bei der Bundestagswahl 1998 wäre keine Katastrophe. CDU-Generalsekretär Peter Hintze wies dies scharf zurück: Ein Machtwechsel hätte fatale Folgen für Deutschland, betonte er.

Biedenkopf, seit Jahren ein Kohl-Kritiker, wandte sich in der Leipziger Volkszeitung nachdrücklich gegen die von der Parteispitze verfolgte Strategie eines „Lagerwahlkampfs“: Wenn die CDU argumentieren wolle, SPD, Grüne und PDS bildeten die Alternative zur derzeitigen Bonner Koalition, würde dies zur einer „völlig unverdienten Aufwertung“ der PDS führen. Hintze unterstrich demgegenüber im Deutschlandfunk, die Frontlinie zwischen der politischen Mitte und der Linken dürfe nicht verwischt werden.

Der Vorsitzende der Jungen Union, Klaus Escher, legte unterdessen in der Chemnitzer Freien Presse nach: Die Partei müsse sich „programmatisch und auch personell“ erneuern. Der Streit müsse ausgetragen werden. Escher hatte vor einer Woche als erster die Forderung nach Kohls Rücktritt vom Parteivorsitz 1998 erhoben.

Vor dem Hintergrund des internen Streits wird Kohls Eröffnungsrede am Montag mit besonderer Spannung erwartet. Hintze hatte bereits vor einigen Tagen außerdem angekündigt, Kohl wolle in der Rede die 1.001 Delegierten „um Unterstützung und Vertrauen“ für seine erneute Kanzlerkandidatur bitten. Debatte Seite 12

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