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CDU fordert den Kopf von Wilms

■ Teiser: Zurücktreten wegen Filz / Ärger um Besetzung der Stäwog- Geschäftsführung

Bremerhaven wie es singt und lacht: Nachdem der Versuch, den Bremerhavener SPD-Vorsitzenden Siegfried Breuer auf den Geschäftsführer-Posten der Stadthalle zu hieven, in den vergangenen Wochen für Wirbel gesorgt hatte, taucht am Horizont schon wieder der nächste Filzvorwurf auf. Die CDU wirft den Bremerhavener GenossInnen vor, mit üblen Tricks den stellvertretenden Chef der SPD- Stadtverordnetenfraktion Christian Bruns zum Geschäftsführer der Städtischen Wohnungsbau AG (Stäwog) gemacht zu haben.

Der Kniff: Die Stelle sei mit einem Jahressalär von 130.000 Mark ausgeschrieben worden, und das sei, nachdem der Kandidat Bruns die Ausschreibung gewonnen habe, peu-a-peu erhöht worden. Wenn Bruns am 1. April seinen neuen Posten antritt, dann wird sein Jahresgehalt bei satten 160.000 Mark liegen, und das, so Teiser, nach direkten Interventionen des Oberbürgermeisters. „Da haben die uns richtig ausgetrickst“, schimpfte gestern der Bremerhavener CDU- Bürgerschaftsabgeordnete Michael Teiser. Teiser forderte außerdem gestern den Kopf des Oberbürgermeisters, wegen der Breuer-Affäre: „Willms hat zugegeben, daß er sich bemüht hat, Breuer bei der Stadthalle unterzubringen. Das reicht!“ Willms selbst konnte zu den Vorwürfen gestern nicht Stellung nehmen. Er ist überstürzt in's Krankenhaus eingeliefert worden.

Bruns war gemeinsam mit Breuer angetreten, den Bremerhavener SPD-Sumpf trockenzulegen, und kommt jetzt in den Verdacht, mit den alten Filzmethoden einen lukrativen Posten ergattert zu haben. Die beiden CDU-Vertreter im Stäwog-Aufsichtsrat hatten offensichtlich nicht aufgepaßt, als die Geschäftsführer-Stelle ausgeschrieben wurde. In der Ausschreibung war nämlich nur von „angemessener Vergütung“ die Rede gewesen. BewerberInnen sei mitgeteilt worden, daß der Vorgänger Derr 130.000 Mark (B 3) jährlich verdient habe, so Teiser.

Aus der Bewerberlage wurden dem Aufsichtsrat zwei Vorschläge unterbreitet und der war sich schnell einig: Bruns ist der qualifizierteste Bewerber. Schließlich hatte Bruns als Abteilungsleiter bei der Gewoba genug Erfahrung im Wohnungsbau sammeln können. Teiser: „An der fachlichen Qualifikation von Bruns gibt es nach wie vor keinen Zweifel.“ Was die CDU aufregt, das ist die Gehaltspraxis, die dann einsetzte. Kaum war die Besetzung klar, machte der Aufsichtsratsvorsitzende Bürgermeister Karl Willms den Vorschlag, das Gehalt des Geschäftsführers um 10 Prozent anzuheben. Nachfragen der CDU seien harsch abgebügelt worden, sagt Teiser, und der Aufsichtsrat habe eine Höhergruppierung Derrs beschlossen. Der verdiente fortan nicht mehr B3, sondern B4.

Dann aber begannen erst die Gehaltsverhandlungen mit Bruns, „ohne Beteiligung des Aufsichtsrats“, wie Teiser moniert. Im Auftrag des Aufsichtsratsvorsitzenden Willms sei es dann zu einer vier- Augen-Gehaltsverhandlung zwischen Bruns und einem leitenden Beamten der Stadt gekommen. Das Resultat: B6, 160.000 Mark.

Wenn gleich klar gewesen wäre, daß die Stelle so hoch dotiert gewesen sei, „dann hätten sich möglicherweise auch andere beworben“, sagt Michael Teiser. Und er wittert Beschiß: „Die haben es doch darauf angelegt, daß andere Bewerber draußenbleiben.“

Gegen den Fall Breuer sei der Fall Bruns eine Nummer kleiner, sagte Teiser gestern auf Nachfrage: „Christian Bruns ist wenigstens qualifiziert für den Job, den er gekriegt hat. Das kann man von Breuer keineswegs sagen.“ Und deshalb sei der Rücktritt von Willms überfällig, verlautbarte Teiser gestern in einer Presseerklärung. „Wer so eindeutig seine Amtspflichten verletzt, muß persönliche Konsequenzen ziehen.“ J.G.

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