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CDU-Basis trottet hinter Diepgen her

Die ostdeutschen Thesenpapiere von Krüger und Rehberg lassen den Berliner Landesverband kalt. „Separatistische Diskussionen schädlich“. CDU-Parteitag wählt neuen Vorstand  ■ Von Severin Weiland

In der Debatte um die Strategiepapiere ihrer ostdeutschen Parteifreunde ergeht es vielen Funktionsträgern in der Berliner CDU wie Joachim Zeller. Der neue Bürgermeister von Mitte kennt die Thesen des Bonner Unions-Fraktionsvize Paul Krüger und des Schweriner Fraktionschefs Eckhardt Rehberg bislang nur aus der Zeitung. Die Texte, in denen eine größere Selbständigkeit der Ost- CDU angemahnt und der Westpartei „Besitzstandswahrung“ vorgehalten wird, wolle er sich aber „noch besorgen“, beteuert der 43jährige. Während am Rhein heftig diskutiert wird, hält sich in Berlin das Interesse an den ostdeutschen Thesen in Grenzen. Hier hat man derzeit andere Verpflichtungen: Am Freitag und Samstag ist CDU-Landesparteitag. Eberhard Diepgen soll wiederum zum neuen Landesvorsitzenden gekürt werden. Eine Formsache dürfte auch die Wahl des neuen Generalsekretärs Gerhard Lawrentz sein, der Nachfolger von Dieter Ernst wird, der als Staatssekretär in die Wirtschaftsverwaltung wechselte.

Zeller kandidiert erneut für den Posten des Beisitzers. Sein Urteil über die Thesen Krügers fallen verhalten aus. Manches, was er gelesen habe, sei richtig, aber die Forderung nach mehr Eigenständigkeit der Ost-CDU hält er für schädlich. „Separatistische Diskussionen“ könne man nicht gebrauchen.

Der stellvertretende Bundesvorsitzende der Jungen Union, Michael Hahn, würde sich mehr „89er“ in der Führungsebene wünschen. Rund ein Achtel der 14.900 Mitglieder kommen aus dem Osten, die meisten waren schon in der Block-CDU der DDR. Im bisherigen Landesvorstand sind die Ostberliner in der Minderheit: Sie stellen sechs von 23 Mitgliedern. Hahn bemängelt eine „offene Diskussion“ zwischen Ost und West- CDU. Warum, fragt sich der 26jährige vom Prenzlauer Berg, sollten die Ost-CDUler nicht verstärkt eigene ostdeutsche Positionen vertreten, wie es beispielsweise Krüger fordere? Aber auch Hahn räumt selbstkritisch ein: „Wir tun da noch viel zu wenig“.

Der Abgeordnete Günter Toepfer aus Lichtenberg, der lange in Stasihaft saß und nach der Wende in die CDU eintrat, hält die Debatte schlichtweg für „befremdlich“. Das „Gemeckere“ vieler Ostberliner CDU-Mitglieder erinnert ihn an die internen Auseinandersetzungen bei der SPD. Das sei manchmal nur „schwer zu ertragen“. Der 54jährige ärgert sich über die „Leisetreterei“, den mangelnden Willen, sich eigene Themen zu suchen und diese in die Öffentlichkeit zu bringen. Daß viele Ostberliner nicht bekannt sind, hält Toepfer für eine Frage der Qualität. Auf den Parteitagen gebe es Redebeiträge, die seien „doch wirklich unter allem Niveau“, schimpft er.

Der zurückhaltende Zeller setzt auf ein neues Forum, das die Berliner CDU Anfang März einrichten will. „Werktstatt der Einheit“ soll es heißen: „Da können wird dann ja alles diskutieren, was uns bedrückt.“

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