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Buttermilchsubstitution

■ Ein Parlament in Angst: Verfestigung der offenen Drogenszene auf dem Rathausmarkt Von Silke Mertins

Das Dope kommt „reizend“, „durchgegoren“ oder „jugendlich-rassig“ daher. Fast 1000 Liter der berauschenden Droge „WASCH“ (Wein aus Schwabenland) werden seit vergangener Woche täglich auf dem Rathausmarkt oral konsumiert. „Bei dem Wetter reicht weniger“, beklagt ein Intensivdealer den durch die Hitze frühzeitig eintretenden Rauschzustand.

Besonders beängstigend: Die Dealer sind alle von auswärts. Und: Es fehlt für eine derart offene Drogenszene die Infrastruktur. „Da pißt einer ans Rathaus!“, berichtete am Montag abend ein Abgeordneter mit weit aufgerissenen Augen seinen ParlamentskollegInnen.

„So kann es nicht weitergehen“, demonstriert die GAL-Abgeordnete Anna Bruns Entschlossenheit angesichts des von kollektivem Drogenkonsum okkupierten Rathausmarktes. Die „würdigen Mauern“ des Hohen Hauses, hinter denen „soviel Gutes zur Suchtvermeidung und zur Elendsbekämpfung“ gedacht wird, so zu sehen, sei äußerst traurig. Weil sich die Sozialbehörde für derlei nicht mehr zuständig fühlt, kommt die GALierin zu dem Schluß: „Das ist ein Fall für Innensenator Hartmuth Wrocklage.“ Ihm werde sie einen Brief schreiben und ein „Handlungskonzept Rathausmarkt“ fordern.

„Schlimm“ sei es, die Gesichter der PolizistInnen vor dem Rathaus zu sehen, die die Verfestigung der offenen Drogenszene mitansehen müssen, ohne daß ihr Innensenator ihnen „Handlungssicherheit“ mitgegeben hätte. Der innere Kampf zwischen „Opportunitäts- und Legalitätsprinzip“ könne den Beamten nicht länger zugemutet werden. „Das gebietet schon die Fürsorgepflicht gegenüber den Polizisten.“

Sie sei ja von der illegalen Drogenszene in St. Georg einiges gewohnt, hätte manches gesehen, aber was sich dort vor dem Rathaus zu verfestigen droht, „macht mich wirklich sehr betroffen“. Es mangele auch an den „sozialflankierenden Maßnahmen“, wie sie in St. Georg „so vorbildlich funkionieren“. Die GAL möchte dem Senat deshalb die Einrichtung eines „Schluckraums“ im Rathauskeller vorschlagen, wo die Abhängigen ihrer Sucht ohne Streß und unter ärztlicher Kontrolle nachkommen können. Auch an die Aussteigewilligen müsse gedacht werden. Um den Übergang zu einem suchtfreien, glücklichen Leben zu erleichtern, fordert Bruns die Einführung der krankenkassenfinanzierten Buttermilchsubstitution.

„Man muß zudem an die Sogwirkung dieser offenen Drogenszene denken“, sagt Anna Bruns energisch. Nicht nur die Dealer kommen von weit her – aus dem „Stuttgarter Weindorf“ –, sondern auch DrogenkonsumentInnen werden aus allen Himmelsrichtungen in unsere schöne Stadt angelockt. Kippt der Stadtteil? Droht die ganze Innenstadt in die Hände der WASCH-Szene zu fallen? Das Rathaus in Angst. Wrocklage hilf!

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