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Bush bietet Irak Treffen in Genf an

■ Baker und Asis sollen sich zwischen dem 7.und dem 9.Januar treffen/ Bush muß sich weiter Kritik des US-Kongresses stellen/ Wissenschaftler warnen vor Umweltfolgen eines Krieges ums Öl

Bagdad/Washington (ap) — US- Präsident Bush hat dem irakischen Präsidenten Saddam Hussein ein Außenministertreffen für Beginn nächster Woche in der Schweiz vorgeschlagen. Der Sprecher des Weißen Hauses sagte in Washington, Bush habe eine Begegnung der Außenminister Baker und Tarik Asis für die Zeit zwischen dem 7. und 9. Januar angeboten. Dies sei „ein letzter Versuch des Entgegenkommens“.

Die US-Regierung habe eine Antwort bis Samstag erbeten. Washington beharrt aber auf seiner Position, daß es „keine Verhandlungen, keine Kompromisse, keine Versuche zur Wahrung des Gesichts und keine Belohnung für Aggression“ geben werde.

Baker will am Sonntag zu einer weiteren Reise nach Saudi-Arabien und anderen Länder aufbrechen. Einzelheiten dieser Reise sollten am Donnerstag nach einem Treffen von Bush mit Vertretern des Kongresses bekanntgegeben werden.

Bush wollte mit den Führern des Kongresses zusammentreffen, der zu seiner 102. Sitzung zusammentritt. In beiden Häusern wird eine harte Debatte über das Vorgehen am Golf erwartet. Führende Politiker der oppositionellen Demokraten wollen Bushs Befugnisse zum Befehl eines militärischen Angriffs begrenzen. Senator Edward Kennedy sagte, Bush habe nicht das Recht, ohne Zustimmung einen Krieg zu beginnen. Auch der republikanische Senator Dole hatte Bush gewarnt, daß das amerikanische Volk noch nicht zum Krieg bereit sei, solange nicht alle friedlichen Mittel ausgeschöpft seien.

Bush bekräftigte hingegen erneut seine Ansicht, daß er für einen Krieg gegen Irak nicht die Genehmigung des Kongresses brauche. „Wir haben in unserer Geschichte mehr als 200mal militärische Gewalt angewandt und vielleicht fünfmal den Krieg erklärt“, sagte Bush am Mittwoch im amerikanischen Fernsehen.

Der ägyptische Staatspräsident Husni Mubarak traf am Donnerstag auf Einladung des libyschen Revolutionsführers Gaddafi zu Beratungen über die Golfkrise in Tripolis ein, nachdem er seine anfänglichen Bedenken gegen Gaddafis Initiative zurückgestellt hatte. Gaddafi hat sich in mehreren Interviews nicht nur gegen den irakischen Einmarsch in Kuwait, sondern auch gegen die Stationierung von internationalen Truppen in Saudi-Arabien ausgesprochen. An dem Treffen nehmen auch der syrische Staatspräsident Assad und der Führer der sudanesischen Militärregierung, Generalleutnant el Bashir, teil. Mubarak und Gaddafi äußerten vor dem Treffen die Hoffnung, daß sich Irak doch noch aus Kuwait zurückziehen werde.

Eine Umweltkatastrophe globalen Ausmaßes könnte durch einen Krieg am Golf ausgelöst werden, warnten Wissenschaftler am Mittwoch auf einer Konferenz in London. 30 prominente Forscher, Kernphysiker, Ölspezialisten und Meteorologen kamen zu dem Schluß, daß brennende Ölfelder und ins Meer auslaufendes Öl eine weltweite Umweltkatastrophe auslösen und zu verheerenden Klimaveränderungen führen könnten.

Der britische Chemieingenieur John Cox, der auf Ölfeldern in Nahost gearbeitet hat, rechnet damit, daß in den fast 1.000 kuwaitischen Ölquellen, mit deren Verminung gerechnet wird, täglich nahezu drei Millionen Barrel (159 Liter) Öl verbrennen würden. Die entstehenden Rauchwolken wären jeder Kernexplosion vergleichbar, meinte Cox, sie würden die Sonne im gesamten Golfgebiet verdunkeln und einen Temparatursturz um 20 Grad Celsius zur Folge haben.

Durch die Emission von Schwefeldioxid, Kohlenmonoxid und Stickoxiden, die den sauren Regen verursachen, würde das Klima in weiten Regionen verheerend beeinflußt. Bis zu einer Milliarde Menschen, deren Ernährung vom Monsunregen abhängt, würden von einer Hungersnot bedroht.

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