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■ Mit der Halbjahresbilanz auf Du und DuBundeshaushalt: Ebbe

Auch Bundesfinanzminister Stoltenberg, ein veritabler Mann von der Waterkant, kann den Tidenhub nicht mehr reaktivieren: Ständige Ebbe und keine Aussicht auf Flut zeichnen die Kassenlage des Bundeshaushaltes aus. Das ergibt die jetzt vorgelegte Bilanz für das erste Halbjahr 1987. Die Einnahmen des Bundes nahmen gegenüber den ersten sechs Monaten 1986 um 140 Millionen DM auf 114,7 Milliarden DM ab. Dabei wurde im ersten Halbjahr 1987 bereits der ganze Bundesbank–Jahresgewinn von 7,3 Milliarden DM vereinnahmt (im Gegensatz zum vergangenen Jahr, in dem Stoltenberg vom Gesamtgewinn von 12,7 Milliarden DM noch 2,4 für die Weihnachtseinkäufe in den Frankfurter Tresoren beließ). Schlechte Aussichten also für die zweite Jahreshälfte 1987. Die Steuereinnahmen stiegen mit 1,9 Prozent deutlich unter dem ursprünglich geplanten Jahresdurchschnitt von 5,5 Prozent. Aber auch die korrigierte Fassung vom Mai blieb ein Luftschloß. Summa summarum ergab sich ein Finanzierungsdefizit von 18,8 Milliarden DM. Angesichts nachhaltiger Ebbe auch in der zweiten Jahreshälfte hat Stoltenberg allerdings gleich Kredite in Höhe von 19,6 Milliarden DM aufgenommen. Auf die Erschütterungen, denen das Bundesfinanzgebäude 1987 ausgesetzt sein wird, freut sich die nach oben offene Richterskala jetzt schon. Wie die bei Unternehmens–Privatisierungen angepeilten Erlöse von 3,3 Milliarden DM zustande kommen sollen, ist nämlich genauso offen. Der VEBA–Verkauf im ersten Halbjahr hat 2,4 Milliarden DM eingebracht, vom VW– Verkauf spricht bei den derzeitigen Schleuderpreisen der Aktien niemand. Bei der Körperschaftssteuer - so bedauert der Bericht der Bundesregierung - habe es „einen großen Erstattungsfall“ gegeben, womit wohl die Steuerrückzahlung des Bundes an die Deutsche Bank im Zusammenhang mit der Veräußerung des Flick–Paketes gemeint ist. ulk McCASH FLOWS ORAKEL

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