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Bundesbank begrüßt Handelsdefizit

■ Im April gab es das erste Handeslbilanz-Loch seit 10 Jahren

Frankfurt (dpa/taz) — Die Bundesbank ist über das erste Defizit in der deutschen Außenhandelsbilanz seit fast zehn Jahren äußerst zufrieden: Als einen „höchst willkommenen Vorgang“ bezeichnete Direktoriumsmitglied Otmar Issing die steigenden Gütereinfuhren. Die Preise hätten bei dem Nachfrageschock aus der ehemaligen DDR und den ausgelasteten Kapazitäten im Westen nur über die hohen Importe auf dem bisherigen Niveau gehalten werden können, begründete Issing den Importboom, die stabile Preisentwicklung grenze dabei „fast an ein Wunder“.

Für April 1991 hatte die deutsche Handelsbilanz zum ersten Mal seit August 1981 ein Defizit ausgewiesen. Wie das statistische Bundesamt mitteilte, wurden im April für 1,4 Mrd. D-Mark mehr Waren eingeführt als ausgeführt. Hintergrund des Fehlbetrags: Der Importsog hielt wegen der unvermindert starken Nachfrage an, die Exportschwäche auf Grund der momentan flauen Weltkonjunktur.

Als günstig wird von der Bundesbank auch die Stagnation der Ausfuhren eingestuft. Für die nahe Zukunft sieht Issing beim Außenhandel keine große Erholung. Issing erscheint allerdings die Umkehr der Kapitalströme mit dem Ausland notwendig: Kapitalexporte paßten nicht in eine Zeit, wo zusätzliches Geld zum Aufbau der Ex-DDR benötigt würde, so der Chef-Banker. Allerdings werde Deutschland nicht auf Jahre hinaus „ein Fall hoher Leistungsbilanzdefizite werden“.

Der positive Umkehrtrend sei durch die deutsche Einigung bedingt und zeitlich begrenzt.

Von der Geldpolitik her sehe die Lage derzeit günstig aus und entspreche den Vorstellungen der Bundesbank, sagte Issing. Er räumte ein, daß der ehemaligen DDR Mitte 1990 mehr Geld zur Verfügung gestellt wurde, als es stabilitätspolitisch wünschenswert gewesen wäre. Deshalb versuche die Bundesbank, das Wachstum der Geldmenge am unteren Ende des vorgegebenen Zielkorridors zu steuern. Mit einer letzten Rate von 3,75 Prozent sei dies auch gelungen.

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