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Bummeln bis zur „Tagesschau“

■ Ab heute gilt das neue Ladenschlußgesetz, doch bis 20 Uhr können heute nur Konsumenten in den protestantischen Bundesländern shoppen. Im katholischen Süden ist nämlich Allerheiligen, und Feiertage bleiben tabu

Berlin (taz) – Trostpflaster für Protestanten: Nur sie müssen am heutigen Allerheiligen schuften, und nur sie profitieren heute von der lang umkämpften Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten. 40 Jahre lang hieß es spätestens um 18.27 Uhr: „In wenigen Minuten schließen wir unser Geschäft.“ Ab heute darf bis zur „Tagesschau“ konsumiert werden. Im katholischen Süden können sich die Menschen erst ab morgen dem neuen Einkaufsfeeling hingeben und ihren Samstagseinkauf bis 16 Uhr ausdehnen. Am siebten Tag sowie an Feiertagen beider Glaubensgemeinschaften muß dann die gesamte Ökumene ihr Portemonnaie ruhen lassen. Genau da offenbart sich einer der Schwachpunkte des ab heute geltenden neuen Ladenschlußgesetzes: Nur von Montag bis Freitag dürfen Einhelhändler zwischen 6 Uhr und 20 Uhr und samstags bis 16 Uhr öffnen. Sonn- und Feiertage sind außer für Bäcker weiterhin tabu. Der lange Samstag bis 18 Uhr fällt nach den Adventssamstagen weg.

Nach Angaben des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels wollen drei von vier Geschäften ihre Öffnungszeiten verlängern. Den Gewerkschaften reichen die jetzt möglichen Öffnungszeiten völlig. Zudem werde nicht ein einziger neuer Arbeitsplatz geschaffen. Die Gewerkschaft HBV fürchtet gar, daß KundInnen in Zukunft noch schlechter beraten werden, da die Personaldecke ausgedünnt werde. Tagesthema Seite 3

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