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Bukowski mit Feingefühl

„Kaputt“ in der Schauspielhaus-Kantine. Eigentlich bietet der Entschluß, die Vertonung von Autoren der Kragenweite Bukowskis vorzunehmen, eine große Angriffsfläche. Denn leider drängt sich bei dererlei Unterfangen nur allzuoft der Eindruck von anspruchsloser Trittbrettfahrerei auf, der keineswegs als „eigenwillige Interpretation“ durchzugehen vermag.

Eingedenk all dieser Probleme, die bei Lesungen ohne Anwesenheit des Autors schon fast konzeptionell festgelegt scheinen, wirkten der rezitierende Michael Altmann und der Percussionist Christian von Richthofen dennoch bemerkenswert boden-, wenn nicht sogar eigenständig. Zugegeben, Altmann machte es dem Zuschauer leicht, ihn als würdigen Bukowski-Interpreten anzunehmen, nicht zuletzt durch sein in Ansätzen schludrig wirkendes Erscheinungsbild. Seine passionierte, beinahe als „vollmundig“ titulierbare Vorleseweise verschaffte die Grundlage für dieses gewagte Experiment der Fast-Identifikation. Er erweckte den Eindruck, er wäre ein stilvolles Duplikat des gelesenen Autors, das die Welt nicht unähnlich beschreiben würde.

Ebenso war auch die Bezeichnung „Performance“ nicht falsch gewählt, ist sie doch nach Definition ein Verfahren, bei dem dem Prozeß und nicht dem Kunstobjekt selbst die größere Bedeutung beigemessen wird. Die Texte des „dirty old man“ Bukowski wirkten schon nach kürzester Zeit fast nur noch wie ein Vehikel für das Duo, wenngleich es sich hierbei zweifelsohne um ein sehr zugfähiges handelte. Dieses sich organisch entwickelnde Eigenleben der Aufführung, das zwar das Fundament Bukowski auf eine würdige Weise zu verlassen wußte, es aber keine Sekunde verleugnete, bewies die feinfühlige Umsetzung der Geschichten. jawo

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