Buch zur WM: Lesend sich den Fußball beibringen

Ein Sammelband stellt die Kritik an der Katar-WM auf eine breitere Grundlage. Die passende Lektüre zwischen den Spielen.

Fifa-Präsident Infantino und der Emir von Katar im Fußballstadion

Interessenvertreter: Fifa-Präsident (li.) und Katars Premierminister Foto: Rickett/dpa

Einfach ist die Sache in Katar nur für die, die es sich einfach machen. Jan Busse und René Wildangel gehören nicht dazu. Der Historiker und der Politologe haben einen Sammelband zum Fußball in der Golfregion herausgegeben. Viele Autoren und Autorinnen kommen zu Wort und nähern sich Antworten an, die teils mit den großen Debattenthemen – vor allem den vorbürgerlichen Arbeitsverhältnissen und der Unterdrückung von Homosexualität – zusammenhängen, teils deutlich darüber hinausgehen.

Wie kam der Fußball überhaupt in die Golfregion und warum auch nicht? Was treibt Herrscherhäuser in Katar oder Saudi-Arabien eigentlich an, sich dieses Sports zu bemächtigen, der in den vergangenen Jahren doch immer diverser geworden ist? Welche Rolle spielten die Fußballfans eigentlich in der Arabellion?

Es zeigt sich, verkürzt gesagt, die Schönheit des Fußballs. Etwas ausführlicher: In allen Analysen des Sports, die in diesem Band versammelt sind, schimmert die Unberechenbarkeit durch, das subversive Potenzial des Fußballs. Etwa wenn die Derbys in Teheran, in Casablanca oder in Kairo analysiert werden. Oder wenn die Bedeutung des Frauenfußballs im Iran behandelt wird – ein hochaktuelles Thema wie auch die kurze Würdigung des iranischen Fußballstars Ali Daei, der sich wie viele andere auch in die Oppositionsbewegung eingereiht hat.

Etwas kurz kommt in diesem Sammelband die Bedeutung, die der Fußball etwa in Algerien hatte, als deutlich vor der Unabhängigkeit eine Nationalmannschaft auf Reisen ging und international für ein selbstständiges Algerien warb. Doch je näher man der Aktualität kommt, desto ausführlicher, tiefergehend, interessanter und auch spannender wird dieser Sammelband. Keine schlechte Idee, sich so über Fußball zu informieren, wenn man gerade für sich Gründe gefunden hat, kein WM-Spiel zu gucken.

Jan Busse/René Wildangel (Hrsg.): „Das rebellische Spiel. Die Macht des Fußballs im Nahen Osten und die Katar-WM“. Bielefeld 2022: Werkstatt. 272 Seiten. 22 Euro.

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