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Brunsbüttel und Krümmel fordern erstes Opfer

■ Kiel entläßt Chef der Reaktorsicherheit, weil er sich bei der HEW beworben hatte

Brunsbüttel, Kiel, HEW, Krümmel, Hamburg, Vahrenholt, Möller, Töpfer, Akw-Hick-Hack, kein Ende in Sicht, aber neue Episoden: Gestern schickte das schleswig-holsteinische Energieministerium seinen Abteilungsleiter Gustav Sauer in den bezahlten Sonderurlaub. Begründung: Sauer hatte sich um einen vakanten Vorstandsposten bei der HEW beworben. Das Interesse des Hamburger Stromkonzerns war, wie bei einem Atom-Ausstiegsexperten zu erwarten, eher mäßig.

Doppeltes Pech für Sauer. HEW-Aufsichtsratschef Fritz Vahrenholt (SPD) teilte der Kieler Landesregierung den Vorgang am 8. Juli mit und wies auch gleich darauf hin, daß man den Abteilungsleiter bei den zwischen HEW und Kiel anstehenden juristischen Auseinandersetzungen um die Sicherheit der Akw Brunsbüttel und Krümmel für befangen halte.

Kiels Energieminister Claus Sauer (auch SPD) wußte zu diesem Zeitpunkt bereits von der Bewerbung, die Sauer aber nach Auskunft Möllers am 7. Juli offiziell zurückgezogen habe. Nutzte nix, wie sich gestern herausstellte. Möller wollte jedes Risiko für die Verwaltungsgerichtsverfahren mit den HEW vermeiden, entband Sauer von seinen Aufgaben und versicherte eilig, daß mit der Ablösung des Abteilungsleiters „überhaupt kein Kurswechsel in der Energiepolitik“ verbunden sei.

Mit Blick auf die zwischen den beiden sozialdemokratischen Landesregierungen in Hamburg und Kiel heftig umstrittenen Reparaturarbeiten in den abgeschalteten Atomkraftwerken Brunsbüttel und Krümmel sprach Möller gestern von „Fortschritten“.

Er gehe davon aus, daß Krümmel im Spätsommer wieder seinen Betrieb aufnehmen kann. In Brunsbüttel, wo ebenso wie in Krümmel Risse im Austenit-Stahl der Rohrleitungen festgestellt worden waren, sei mit Reparaturen im Reaktorwasserreinigungssystem begonnen worden. Die HEW mochten sich gestern zum Fall Sauer nicht äußern. dpa/uex

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