Brüssel bremst 5G wegen Strahlung: Keine „Versuchskaninchen“
Die 5G-Technologie sorgt für höhere Strahlenbelastung. Wie gefährlich ist das? Die Region Brüssel hat den Ausbau nun ausgesetzt – und will forschen.
Weltweit geht der Ausbau des 5G-Mobilfunkstandards voran. Gleichzeitig wachsen die Bedenken gegenüber der Technologie. Welche Folgen hat die erhöhte Strahlenmenge auf die Gesundheit der Bevölkerung, auf Tiere und Umwelt? Die belgische Region Brüssel hat sich nun entschieden, keine höheren Grenzwerte zuzulassen. Ziemlich harsch äußerte sich die Umweltministerin der Region, Céline Fremault, in den belgischen Medien dazu und sprach davon, dass die Einwohner Brüssels keine „Versuchskaninchen“ seien. Offenbar will man zunächst abwarten, bis es konkrete Werte und Einschätzungen aus der Wissenschaft gibt, bevor neuen Richtlinien zugestimmt wird.
Auch in Deutschland prüft man die gesundheitlichen Gefahren von 5G. Ab 2020 soll die nächste Mobilfunkgeneration verfügbar sein – damit wird es auch höhere Datenübertragungsraten geben. Laut dem Bundesamt für Strahlenschutz gibt es keine negativen gesundheitlichen Auswirkungen, zumindest nach derzeitigen wissenschaftlichen Erkenntnissen. Allerdings sehen die Experten viele offene Fragen.
Im Kern geht es um die Risiken von Mobilfunksendeanlagen und Endgeräten sowie steigenden Datenübertragungsmengen. Dem Bundesamt zufolge lassen sich die Folgen auch auf der Grundlage von Studien einschätzen, die die Gesundheitswirkungen elektromagnetischer Felder des Mobilfunks untersuchen – zumindest zu einem großen Teil. Bei diesen Erhebungen kam man ebenfalls zum Schluss, dass es innerhalb der gültigen Grenzwerte für Mobilfunksendeanlagen und bei Einhaltung der im Rahmen der Produktsicherheit an Mobiltelefone gestellten Anforderungen keine bestätigten Belege für eine schädigende Wirkung des Mobilfunks gab.
Ohnehin ist fraglich, ob Belgien und Deutschland beim Thema Grenzwerte verglichen werden können. In der Region Brüssel liegen die Werte deutlich unter denen in anderen Regionen und Ländern. Demnach ist eine elektrische Feldstärke von 6 Volt pro Meter (V/m) erlaubt. Im selben Frequenzbereich, nämlich 900 Megahertz, sind in Deutschland 41 V/m möglich. Die belgische Umweltministerin spricht sich daher für einheitliche Werte in Europa aus. Sie fürchtet sonst gar einen „Wettbewerb“ zwischen Städten, Regionen und Ländern um die geringsten Grenzwerte.
EU soll nicht den Anschluss verlieren
Ein solcher Vorstoß ist jedoch auf EU-Ebene noch wenig populär. Stattdessen propagiert man vor allem den Ausbau der 5G-Technologie, um nicht den Anschluss zu verlieren. Tatsächlich hechelt die EU beim Netzausbau international hinterher. Südkorea hat längst konkrete Pläne für eine flächendeckende Versorgung. Auch in Südamerika, allen voran Argentinien und Uruguay, setzt man auf den breiten Einsatz von 5G.
Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, Konstantin von Notz, sprach sich für eine Intensivierung der Forschung auf diesem Gebiet aus sowie für eine Weiterentwicklung des gesetzlichen Schutzes vor negativen Auswirkungen des Mobilfunknetzausbaus. „Dabei muss das Vorsorgeprinzip stets im Vordergrund stehen“, sagte von Notz der taz. Er forderte die Bundesregierung auf, sich der Thematik anzunehmen.
Von Notz wies zudem auf die Aussagen des Bundesstrahlenamts hin, dass für die Nutzung zusätzlicher „Frequenzbänder“ im Zenti- und Millimeterwellenlängenbereich erst wenige Untersuchungsergebnisse vorlägen.
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