Brückeneinsturz in Baltimore: Suche nach Vermissten läuft
Ein Containerschiff hat in der US-Stadt Baltimore eine Autobahnbrücke gerammt. Zwei Menschen wurden lebend geborgen, weitere werden vermisst.
Empfohlener externer Inhalt
Video des Brückeneinsturzes in Baltimore am 26. März 2024
Erste Notrufe erreichten die Polizei in Baltimore nach eigenen Angaben in der Nacht um 01.35 Uhr (Ortszeit, 6.35 Uhr MEZ). Videoaufnahmen in Onlinediensten zeigten den spektakulären Einsturz der beleuchteten Brücke in den Patapsco-Fluss. Erst stürzt der von dem unter der Flagge Singapurs fahrenden Containerschiff „Dali“ gerammte Brückenpfeiler ein, dann verzieht sich in einer Wellenbewegung die gesamte Stahlkonstruktion und stürzt abschnittsweise in den Fluss.
Marylands Gouverneur Wes Moore rief den Notstand aus, um Hilfsmaßnahmen der Regierung von US-Präsident Joe Biden im nahegelegenen Washington zu ermöglichen. Baltimores Bürgermeister Brandon Scott sprach von einer „unfassbaren Tragödie“ und schrecklichen Bildern „wie aus einem Action-Film“. Es müsse jetzt vor allem darum gehen, die Vermissten zu finden und den Betroffenen und ihren Familien beizustehen, sagte er bei einer Pressekonferenz.
Die Feuerwehr war zunächst von bis zu 20 Vermissten ausgegangen. Feuerwehrchef Wallace sagte bei der Pressekonferenz, die Suchmannschaften hätten mit einem Sonar-Gerät „im Wasser versunkene Fahrzeuge“ geortet. Zur genauen Zahl der Fahrzeuge konnte er zunächst keine Angaben machen. Der Feuerwehrmann Kevin Cartwright hatte zuvor im Sender CNN gesagt, mehrere Fahrzeuge seien in den Fluss gestürzt. Auch Brückenarbeiter sollen verunglückt sein.
An der Suche nach möglichen Überlebenden waren auch Taucher beteiligt, wie Cartwright sagte. Die Wassertemperatur lag bei knapp neun Grad Celsius, was nicht viel Zeit für eine Rettung ließ. Nach Angaben von Feuerwehrchef Wallace konnten zunächst zwei Menschen aus dem Wasser geborgen werden. Ein Überlebender sei unverletzt, der andere schwebe in Lebensgefahr.
Unglücksursache bisher unklar
Das Cointainerschiff „Dali“ gehört der Charterfirma Synergy Marine Group aus Singapur. Die dänische Reederei Maersk hatte die „Dali“ nach eigenen Angaben für einen Transport von Baltimore nach Colombo in Sri Lanka gechartert. Alle Crew-Mitglieder der „Dali“, darunter auch zwei Lotsen, blieben den Angaben zufolge unverletzt.
Warum das Schiff den Brückenpfeiler rammte, war nach Angaben der Charterfirma zunächst unklar. Die Ursache des Unglücks müsse „noch ermittelt werden“, teilte die Synergy Marine Group in Singapur mit. Sie sagte zu, bei der Aufklärung mit den US-Behörden zusammenzuarbeiten.
Baltimores Polizeichef Richard Worley sagte, die Ermittler hätten „absolut keinen Hinweis darauf, dass es sich um eine terroristische Handlung oder eine vorsätzliche Tat handelte“.
31.000 Fahrzeuge nutzten die Brücke täglich
Die 2,6 Kilometer lange, vierspurige Francis-Scott-Key-Brücke führte als Teil der Autobahn Interstate 695 südöstlich des Stadtzentrums von Baltimore über den Patapsco-Fluss. Sie wurde 1977 in der Industrie- und Hafenstadt an der US-Ostküste eröffnet und wird jedes Jahr von mehr als elf Millionen Fahrzeugen genutzt – das sind rund 31.000 am Tag.
Die Verkehrsbehörde von Maryland bestätigte den Einsturz der Brücke. Der Verkehr werde umgeleitet. Der Hafen von Baltimore ist nach offiziellen Angaben einer der größten Frachthäfen in den USA. Im vergangenen Jahr wurde dort Fracht im Wert von rund 80 Milliarden Dollar (knapp 74 Milliarden Euro) umgeschlagen, darunter sehr viele Fahrzeugen. Nach dem Einsturz der Brücke wurde der Schiffsverkehr bis auf Weiteres eingestellt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
BSW in Koalitionen
Bald an der Macht – aber mit Risiko
Dieter Bohlen als CDU-Berater
Cheri, Cheri Friedrich
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“
Hybride Kriegsführung
Angriff auf die Lebensadern