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Brücken, Brücken, Brücken ...

■ In Berlin kann man auf 2.800 verschiedenen Bauwerken Flüsse, Kanäle, Bahngleise und Straßen überqueren/ Ab heute Brückenausstellung am Fernsehturm am Alexanderplatz/ Nagel: Brücken sollen künftig hauptstädtisch gebaut werden

Berlin. Zählt man sie alle zusammen, gibt es fast 2.800 Brücken in Berlin. Täglich benutzt man irgendeine davon, ohne sie bewußt wahrzunehmen. Vielleicht guckt man mal von einer herunter, aber wie die Brücke selbst eigentlich aussieht, ob sie an irgendwen erinnert oder auch einfach nur wunderschön ist, wer bemerkt das im Großstadtalltag schon?

Der Architekt Ralf Schüler hat im Auftrag der Bauverwaltungen aus Ost- und West-Berlin jetzt mehr als 50 davon in der Ausstellung Berliner Brücken zusammengestellt. Im Ausstellungszentrum am Fernsehturm auf dem Alexanderplatz dokumentieren Fotos und Zeichnungen die unterschiedlichsten Typen: Ost-, West- und Gesamtberliner, große, kleine, historische und moderne, Fußgänger-, Eisenbahn-, Straßen- und Flußbrücken.

Auf zahlreichen Schautafeln werden Konstruktionen und Bauweisen von Brücken erklärt. Die Fotos zeigen nicht nur Gesamtansichten von Brücken, sondern Gestaltungsdetails wie zum Beispiel den Bronzebär auf einer Moabiter Brücke oder ein Denkmal für Rosa Luxemburg. Bunte Modelle, Bauteile und verschiedene Gesteinsarten im Ausstellungsraum sind nicht nur, wie in Museen üblich, zum Angucken, sondern auch zum Anfassen da. Bei der Eröffnung dieser Gesamtberliner Ausstellung sagte Bausenator Wolfgang Nagel (SPD) gestern, Brücken seien das Symbol der Verbindung. In Berlin bedeuteten sie die Wiederherstellung von Verbindungen in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens. Nagel forderte die Architekten auf, sich unter dem Aspekt Hauptstadt an der Gestaltung von Brücken zu beteiligen [nicht zu vergessen der hauptstädtische aspekt der öffentlichen klos. sezza]. Der Ausbau des Verkehrsnetzes würde eine Vielzahl neuer Brücken und Sanierungen an alten Brücken erfordern. Allein in Ost-Berlin würden in den nächsten Jahren jährlich etwa 75 Millionen Mark für die Sanierung von Straßen- und Fußgängerbrücken benötigt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Brücken vor allem zweckmäßig gebaut. In den letzten Jahren bemühen sich die Verantwortlichen wieder, Wert auf die Gestaltung neuer und die Wiederherstellung historischer Brücken zu legen. Nagel hob in seiner Rede die Rekonstruktionen der Ostberliner Schloßbrücke (Marx-Engels-Brücke) und der Moltkebrücke in Tiergarten hervor. Auf der Wunschliste der Denkmalpfleger oben steht nun vor allem die Oberbaumbrücke zwischen Friedrichshain und Kreuzberg.

Die Ausstellung ist für Laien und für Fachleute gedacht. Abends veranstaltet die Verwaltungsakademie Berlin Vorträge von Brückenbauern, für die allerdings eine Anmeldung nötig ist. Die Ausstellung ist von heute bis zum 14. Oktober täglich von 10 bis 19 Uhr im Ausstellungszentrum am Alex zu sehen. chrib

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