: Bruchpilot Momper
■ Die SPD hat das Wahldebakel mitverschuldet KOMMENTAR
Das Wahlergebnis vom Sonntag mag viele Ursachen haben, für Walter Momper dagegen ist die Erklärung ganz einfach. Die AL und die Koalition mit ihr hätten die Sozialdemokraten in den Keller expediert — diese »Hauptursache« für das Wahldebakel will sich der Spitzen-Sozi auf keinen Fall ausreden lassen. Eigene Versäumnisse, die habe es nur am Rande gegeben, und überhaupt sei nun Ruhe in der SPD die erste Genossenpflicht.
Natürlich: Mit ihrem dilettantisch inszenierten Ausstieg hat die AL nicht nur sich selbst geschadet, sie hat auch das rot-grüne Projekt vor zweifelnden Wählern vollends diskreditiert — auch vor ihren eigenen. Doch der Bruch hatte eine Vorgeschichte. Und die begann nicht erst mit den Häuserräumungen.
Viele Konflikte lösten die Alternativen aus. Aber seit dem Sommer war es das Küchenkabinett des Walter Momper, das selbst immer wieder den Streit suchte — und fand. Rot-Grün, das war für den längst in andere Sphären entrückten Senatschef bestenfalls noch eine Sprechblase. Mompers Berater rechneten lieber mit Wählerstimmen am rechten Rand. Statt dessen provozierten sie das Scheitern der ganzen Koalition. Bruchpilot Momper: Mit seinen naßforschen Worten vom »Auslaufmodell Rot-Grün« versucht er nun, das eigene Versagen zu kaschieren. Diese Notlandung hinterläßt nur verbrannte Erde.
Mompers Aufstieg verlief parallel zum Abstieg der Berliner SPD. Diese Erkenntnis, früher oft zitiert, kann jetzt wieder abgestaubt und auf Hochglanz poliert werden. Als Held des 9. November schien er überlebensgroß. In Wahrheit war die Rolle wohl eine Nummer zu groß. Walter Momper heißt der Spitzenkandidat, der es geschafft hat, die SPD auf niederbayerisches Niveau zu drücken. Jetzt muß es nur noch jemand den Sozis sagen. Hans-Martin Tillack
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen