: Broschüre, Zeitungsanzeigen und Aufkleber für die Hauptstadt
■ Senat und Magistrat werben gemeinsam für die „historische Entscheidung“ Berlin
Schöneberg. In einem Punkt sind sich Walter Momper und Tino Schwierzina einig: Berlin soll Hauptstadt werden. Auf allen Ebenen rühren ihre Presseämter jetzt die Werbetrommel: Broschüren für Politiker und Journalisten, Zeitungsanzeigen für politisch Interessierte und Aufkleber für den Rest. Gestern stellten die Senats- und Magistratspressesprecher die Broschüre vor.
Im Vorwort des 56seitigen Drucks sprechen sich die beiden OBs für eine sachliche Diskussion der Hauptstadtfrage und natürlich - für die „historische Entscheidung“ zugunsten Berlins aus. „Wir wollen die Vorurteile, insbesondere aus dem Bonner Raum, abbauen“, so Senatssprecher Werner Kolhoff gestern. „Berlin ist nach wie vor der Auffassung, daß Berlin als Hauptstadt im zweiten Staatsvertrag“ festgeschrieben werden müsse. Der Sprecher des Magistrats, Christian Hoßbach, betonte, daß es „für die 17 Millionen DDR-Bürger ganz selbstverständlich“ sei, daß „Berlin Hauptstadt bleibe“. Neben den Argumenten für Berlin seien aber auch die Argumente für Bonn dokumentiert worden. In einem eigenen Kapitel wird die mittlerweile 44jährige Hauptstadtdiskussion dargestellt. Adenauer wird zum Beispiel aus dem Jahre 1946 zitiert: „In der Gegend des Mains, dort wo die Fenster Deutschlands nach dem Westen hin weit geöffnet sind, sollte die Hauptstadt liegen.“
Die mit einer Auflage von 30.000 Exemplaren und, so Kolhoff, 60.000 DM Kosten hergestellte Broschüre solle „keine Massenkampagne“ sein. Vielmehr sei sie als Informationsmaterial für Politiker, Journalisten und politisch interessierte Bürger gedacht. Für die breite Öffentlichkeit hat der Senatssprecher allerdings auch noch etwas in Aussicht: Im August und September sollen Anzeigen in allen Tageszeitung für Berlin als Hauptstadt werben. Zudem werden zur Zeit eine Million Hauptstadtaufkleber gedruckt, die unter anderem über Rathäuser und Tankstellen verteilt werden sollen.
Rochus Görgen
Die Broschüre ist ab Donnerstag kostenlos im Informationszentrum Berlin West, Hardenbergstraße 20, 1-12 und im Roten Rathaus in Berlin Ost erhältlich.
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