: Britischer Student von Skinheads gejagt
■ Hochschuldirektor Mönch: Angst vor ausländerfeindlichem Ruf / „RunderTisch gegen Gewalt“
Rupal Vyas, britischer Student indischer Herkunft, ist Anfang Oktober von Skinheads durch die Stadt gejagt worden. Er konnte zwar entkommen, war aber so geschockt, daß er vor einigen Tagen sein Studium (European Product Engeneering & Management) an der Hochschule Bremen abgebrochen hat und nach London zurückgereist ist. Hochschuldirektor Ronald Mönch ist bestürzt: „In Bremen gibt es offenbar signifikant mehr Gewalt als in unseren ausländischen Partneruniversitäten“. Er bangt um das Image der internationalen Hochschule. Daher fordert er nun die Einführung eines „Runden Tisches gegen Gewalt“, besetzt von VertreterInnen der Justiz, Polizei und einer „sozialarbeiterischen Seite“.
Erst im September war ein ebenfalls britischer Kommilitone – mit „keltischem“ Aussehen – von Rupal Vyan in der Nähe des Bahnhofs von Skins zusammengeschlagen worden. „Die Studenten unterhielten sich auf englisch, und plötzlich kamen vier bis fünf Skinheads und hauten ihm eins auf die Fresse“, erläutert Mönch den Vorfall. Noch zwei Wochen später habe der Student malträtiert ausgesehen.
Ein weiterer Vorfall ereignete sich vor wenigen Monaten, als einem britischen Studenten indischer Herkunft der Einlaß in die Discothek „Stubu“ verwehrt wurde. Sein protestierender Landsmann sei vom Türsteher „tätlich angegriffen“ worden, so Mönch. Damals rief die Hochschule zu einem Boykott des „Stubu“ auf. Die Strafanzeigen sind bis jetzt ergebnislos.
Vor allem nach dem letzten Vorfall fürchtet Rektor Mönch um den guten Ruf der Hochschule. Denn an der Middlesex University in London werden sich bis zu acht Kommissionen mit dem Fall Rupal Vyas – und mit seiner Begründung für den Studienabbruch – beschäftigen. Zur Zeit studieren 100 ausländische StudentInnen an der Hochschule, und 350 deutsche Studierende besuchen die Kooperations-universtiäten.
Als Vorreiter für die internationale Entwicklung Bremens fühle Mönch sich als Vertreter der Hochschule verantwortlich. Er sieht besonders das neue „Indien-Projekt“ in Gefahr und fragt sich, ob die Inder noch genug Vertrauen in die Stadt setzen, um ihre StudentInnen herzuschicken. Außerdem verwies er auf die „dramatische Situation“ am Bremer Goethe-Institut, die einen Rückgang ihrer Kurse um 30 Prozent beklagten. Die Nachfrage der Sprachsommerkurse an der Hochschule sei ebenfalls zurückgegangen. Von negativen Erfahrungen der 1.383 ausländischen StudentInnen an der Universtität Bremen ist der Pressestelle nichts bekannt.
„Ich erwarte von den Politikern der Stadt eine öffentliche Tendenz, um gegen diese Angelegenheiten vorzugehen“, so Mönch. Sein Kollege Helmut Alting vom „Bureau Euro Partnerships“ schlug vor, Kurse einzurichten, in denen AusländerInnen und Deutsche lernten, „wie man sich verhält, wenn so etwas passiert“. Während der Übergriffe im September und Oktober habe keiner der Umstehenden eingegriffen. „Wir müssen zumindest unter den 7.000 Studenten der Hochschule ein Klima schaffen, in dem der Schutz der ausländischen Studenten das persönliche Anliegen jedes Einzelnen ist“, sagt Mönch. Vivianne Schnurbusch
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