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„Brisante Sache“

■ Bayrische Ex-Finanzminister als Zeugen im Steuerfall Zwick vor Gericht

Landshut (dpa/rtr) – Nichts sehen, nichts hören, nichts wissen wollen, scheint die Devise der früheren bayrischen Finanzminister Max Streibl und Gerold Tandler beim Steuerverjährungsfall Zwick gewesen zu sein. Gestern mußten die beiden als Zeugen vor der Wirtschaftskammer des Landgerichts Landshut aussagen. Beide erklärten, daß sie während ihrer Amtszeit mit der ganzen Geschichte nichts zu tun haben wollten. „Ich wußte, wie brisant die Sache ist. Ich wußte von der Freundschaft von Strauß zu Zwick“, erklärte Streibl. Und Tandler gestand, er habe sich seinen Spitzenbeamten gegenüber jede Information über den Steuerfall Zwick verbeten.

In dem Verfahren gegen Johannes Zwick, Sohn des Bäderkönigs Eduard Zwick, geht es um den Verdacht der Steuerhinterziehung in Millionenhöhe. Zwick junior soll durch falsche Angaben über die Vermögensverhältnisse seiner Eltern die Finanzbehörden zur Niederschlagung von rund 63 Millionen Mark Steuernachforderung veranlaßt haben. Daran konnte sich natürlich keiner der beiden Minister genau erinnern, erst recht nicht, daß im Herbst 1988 ein schriftlich ausgearbeiteter Vertrag über die Steuerniederschlagung wochenlang im Ministerbüro lag. Streibl behauptete, daß er sich mit Zwick junior nur einmal Ende Oktober 1987 unterhalten habe, dabei aber keine Vereinbarung zustande gekommen sei. Tandler behauptete, daß die Steuersachen nicht seine, sondern die Angelegenheit von Fachinstanzen gewesen sei. Pikant ist diese Aussage, weil Tandler Anfang der 80er Jahre gemeinsame Geschäfte mit Zwick senior betrieb und bei ihm mit einem 200.000 Mark Kredit in der Kreide stand. Gegen die Behauptungen der beiden Ex-Minister stand gestern die Aussage des amtierenden Finanzministers Georg von Waldenfels. Er meinte, daß Zwick junior bis zur tatsächlichen Niederschlagung der Steuerschuld im November 1990 in alle Verhandlungen einbezogen worden war.

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