: Brief vom Gärtner
■ Koalitionsärger in Kiel: Grüne erklären sich für sozialdemokratisch-verträglich
Im rot-grünen Koalitionskrächchen in Schleswig-Holstein haben sich die Grünen gestern für SPD-kompatibel erklärt: „Bündnis 90/Die Grünen stehen zur rot-grünen Koalition in Schleswig-Holstein“, erklärte Landtagsfraktionschefin Irene Fröhlich. Sie reagierte damit auf Berichte, daß in SPD-Kreisen wegen des Konflikts um die geplante Ostseeautobahn A 20 schon über Neuwahlen und die Möglichkeit einer Koalition mit der FDP unter Duldung des SSW gesprochen wird. „Es gibt für uns keinen Grund, daran zu zweifeln, daß wir auch im aktuellen Konflikt um die A 20 zu einer einvernehmlichen Lösung kommen“, sagte Fröhlich.
Im Mittelpunkt der Auseinandersetzungen steht der grüne Umweltminister Rainder Steenblock, der wegen öffentlicher Vorstöße zugunsten strikten Naturschutzes entlang der geplanten Autobahn-trasse von Ministerpräsidentin Heide Simonis (SPD) öffentlich gerüffelt wurde. Hintergrund ist ein Brief des Fraktionsgeschäftsführers der Grünen, Michael Gärtner.
Der hatte an einen Gegner der geplanten A 20 geschrieben, es treffe nicht zu, daß die Grünen nicht heftig genug gegen den Autobahnbau einträten. Immerhin habe er, der Adressat, doch von den Grünen ein vertrauliches Gutachten bekommen. Steenblock erklärte gestern, aus seinem Haus seien keine Unterlagen herausgegeben worden. Gleiches versicherte die grüne Fraktion. Gärtner habe den Brief als Privatmann geschrieben.
Der Vorgang hatte am Mittwoch für erheblichen Wirbel gesorgt und den Ärger in der SPD über den Koalitionspartner weiter verschärft. Wenn die Angaben zuträfen, wäre dies nach den Worten von Regierungssprecher Gerhard Hildenbrand ein „schwerer Vertrauensbruch der Koalition“. dpa/ws
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