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Bremer Vulkan unter Feuer

■ Belegschaft besetzt erstes Werftgelände und wehrt vor den Toren die Gläubiger ab. Das Aus ist unausweichlich

Bremen (taz) – Der Bremer Vulkan Verbund steht vor dem Aus. Die Lage um den ins Schlingern geratenen Mischkonzern aus Schiffbau, Elektronik und Maschinenbau wird immer aussichtsloser. Auf den drei Bremer und Bremerhavener Werften kontrolliert inzwischen der Betriebsrat die Werfttore, damit potentielle Gläubiger sich nicht selbst bedienen können. In Bremen-Vegesack ist das gesamte Werftgelände besetzt.

Der Verbund-Vorstand tagte gestern in Dauersitzung. Und der Bremer Senat erwartete angespannt die Ergebnisse, die so oder so den Niedergang bedeuten mußten. Fraglich war nur, ob der Verbund an einem Konkurs vorbeischrammen könnte – doch allein 200 Millionen Mark kurzfristiger Verbindlichkeiten sind Bedrohung genug für den Konzern, der sich in der vergangenen Woche nur durch die erste Rate eines vom Land Bremen verbürgten Kredites noch knapp über Wasser hielt. Die einzige Alternative zum Konkurs sei der Blitzverkauf lukrativer Betriebe, hieß es.

Der Vorstand der Bremer STN Atlas Elektronik hatte den ganzen Sonntag getagt, um eine mögliche Übernahme vorzubereiten. In der Diskussion war der US- amerikanische Flugzeugbauer Lockheed. Der Elektronikbetrieb gilt neben den hochmodernen Ostwerften MTW in Wismar und der Stralsunder Volkswerft als eine der wenigen lukrativen Perlen im Vulkan-Verbund.

So verschieden die wirtschaftliche Lage der einzelnen Konzernteile ist, so unterschiedlich sind auch die Reaktionen der Belegschaften. Im Gegensatz zu ihren Bremer Kollegen lehnen sich die Betriebsräte der Ostwerften entspannt zurück. „Wir beteiligen uns generell nicht an Spekulationen“, sagte Betriebsratssprecher Klar von der Volkswerft.

Gestern abend trafen sich in Brüssel Vertreter der Vulkan-Spitze und der Bundesregierung mit dem EU-Wettbewerbskommissar Karel van Miert, um über die Rettung durch die bundeseigene „Kreditanstalt für Wiederaufbau“ (KfW) zu verhandeln. Diese soll die Führerschaft im Bankenkonsortium übernehmen, das sich immer schwerer tut, noch eine Mark in den maroden Konzern zu stecken. Insbesondere die Investitionen bei den Ostwerften sollen durch die KfW sichergestellt werden – was erstens von der EU abgesegnet werden müßte und zweitens die Liquiditätsprobleme auch nicht lösen würde.

Schlechte Nachrichten kamen derweil aus Niedersachsen. Man wolle bestenfalls den niedersächsischen Betrieben des Verbundes und solchen Zulieferern, denen bei einem Konkurs Forderungen flötengingen, mit Bürgschaften unter die Arme greifen, teilte der niedersächsische Wirtschaftsminister Peter Fischer mit. Für die 4.000 PendlerInnen zu bremischen Betrieben könne man nichts tun: „Für die bremischen Standorte ist allein der Bremer Senat zuständig.“ Jochen Grabler Seite 6

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